Beobachtungsberichte
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Beobachtungswochenenden in Mariazell sind an sich etwas besonderes;
doch dieses Wochenende war um einige Dimensionen bemerkenswerter: Es
war ein langes Wochenende, insgesamt vier Nächte, bedingt durch
den Feiertag (übrigens das zweite lange Wochenende um einen
Neumond in nur einem Monat - Stress!). Wir hatten erstmals einen
kompletten Kurs auf dem Programm, "Einführung in die CCD-Technik, Teil 1, Teil 2 und Teil 3,
an drei aufeinanderfolgenden Nachmittagen. Ob das die Teilnehmer
aushalten würden? Und als Tüpfelchen auf dem i noch eine
hochprozentige (prost?) partielle Sonnenfinsternis in den frühen
Morgenstunden des 31. Mai, die wir von der Bürgeralpe aus
beobachten wollen. Und wo bitte soll da Zeit für Schlaf sein?
Verfallserscheinungen schon beim blossen Gedanken ...
Aber gleich vorweg: Es wurde ein Fest auf der ganzen Linie!
Der CCD-KursUnser
kompakter CCD-Kurs vermittelt einfach alles, von den Grundlagen, wie
eine CCD-Kamera funktioniert, über die elementaren
Aufnahmetechniken (mit den so notwendigen Dingen wie Dunkelstrom und
Flatfield) bis hin zur professionellen Astrometrie und Photometrie. Da
raucht schon so mancher Kopf und Pausen tun gut. |
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Das erste Bild. Das aufmerksame Auditorium im Blickfeld der CCD-Kamera. Ganz einfach, oder? |
Oder doch nicht? Lauter Fachbegriffe: Dynamik, Binning, Blooming, dann so Dinge wie Histogramm ... |
Da tut eine Pause schon gut, vor allem in dieser herrlichen Almlandschaft. Ob alle an das gleiche denken? Zum Beispiel an die Jause? |
Für Geräte und Literatur ist jedenfalls reichlich gesorgt. Mist, nicht einmal hinlegen kann man sich hier, bei all dem Material. |
Ohne Pausen ginge es einfach nicht. Außerdem sind die Pausen wichtig für den Erfahrungsaustausch. |
Nicht nur für geistige Nahrung wird gesorgt, der Kurs beinhaltet auch Jause und Abendessen. Gemütlich! |
Offenbar gelingt es mir, die Grundlagen der CCD-Technik gut zu vermitteln. Denn immerhin entstehen auch neue Scherze; nur eine Astronomin wäre etwa beleidigt, wenn sie gefragt wird, ob man vergessen hat, bei ihr eine Flatfield-Korrektur vorzunehmen ... |
Die ErkundungNicht
nur das Wetter wird laufend beobachtet. Und trotz insgesamt labiler
Lage kommen wir zu zwei schönen Beobachtungsnächten. Aber das
ist eine andere Geschichte. Denn zuerst einmal gilt es, den
Beobachtungsplatz für die Sonnenfinsternis in den frühen
Morgenstunden des 31. Mai auszukundschaften. Die Seilbahnfahrt ist
vereinbart, aber dann? Da hilft nur ein Lokalaugenschein auf der
Bürgeralpe. |
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Solche Stimmungen sind ja recht romantisch, aber für das Wohlbefinden der Astronomen nicht immer förderlich. Daher werden sie stets mit Argwohn verfolgt. Doch die Erfahrung lehrt: Auch ein paar Regentropfen am Nachmittag bedeuten noch keine verpatzte Nacht. Aber umgekehrt ... |
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So klein sieht die Sternwarte von der Bürgeralpe aus. Wanderer halten sie für privat. Wir belehren sie eines besseren und begrüssen sie kurz danach als Gäste. Nach kurzem Lokalaugenschein erweist sich nur die Erzherzog Johann-Warte als im wahrsten Sinn des Wortes aussichtsreich. |
Zum Turm, zum Turm, Rapunzel! (sorry, falscher Film ...) |
Der Turm ist wirklich der einzige Platz mit Horizontblick. Das wird am Morgen des 31. noch etwas eng werden! Immerhin haben sich rund 40 Personen für unsere kleine Finsternisexpedition angemeldet. |
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Das Panorama von der Erzherzog Johann-Warte ist aber auch wirklich ein Traum! |
Unsere
Erkundungstour hat also Erfolg gehabt - war ja auch nicht anders zu
erwarten, bei den Connections, Günther Eder hat einen
Schlüssel zum Turm organisiert und der Beobachtung der Finsternis
steht nichts mehr im Wege. Um 4.15 Uhr fahren wir auf den Berg, ... -
halt, das habe ich schon einmal geschrieben. Sorry, aber hier geht's zu den Finsternisberichten! Na gut, ein paar Bilder auch hier, aber mehr gibt's wie gesagt bei den Finsternisberichten. |
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Party TimeDas
Abendessen nach dem Theorieteil und vor der Praxis unseres CCD-Kurses
entwickelt sich immer zu einer kleinen Party. Einer Star Party
sozusagen, denn der vergnügliche Teil geht nahtlos in ein kleines
Teleskoptreffen über. Besonders ausgelassen ist die Stimmung am
Vorabend der Sonnenfinsternis, bei wirklich schönem Wetter. So
macht Astronomie wirklich Spass, vor allem in so einer netten Runde! |
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Komisch. Wenn's was zum Essen gibt, sind immer gleich alle zur Stelle. Die Wolken im Hintergrund verschwinden übrigens recht bald. |
An solchen milden Abenden läßt es sich auf der Stehralm besonders gut feiern, und wenn sich das Wetter so entwickelt wie an diesem Abend, wird die Stimmung richtig ausgelassen. |
Ein seltsames Völkchen, diese Astronomen. Feiern mitten unter ihren Geräten. Die stören ja auch nicht und müssen für die Beobachtungsnacht die richtige Temperatur erreichen - eine Star Party entsteht. |
Kuckuck! Und die Flasche Wein muss da bleiben. Falls eine Aufnahme misslingt, zum Trost ... |
Die laue, immer freundlichere Abendstimmung sorgt für ... |
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... gute Laune und ... |
... Übermut! |
Star PartyEs
ist ein ungeschriebenes Gesetzt und auch nicht immer leicht
nachzuvollziehen; aber wer aufmerksam beobachtet, wird feststellen,
dass sich an solchen Abenden auf der Mariazeller Sternwarte aus der
Party eine Star Party entwickelt. Ganz langsam, aber stetig.
Voraussetzung ist eine hinreichend grosse Menge an himmelshungrigen,
aber kulinarisch gesättigten Sterngucker(inne)n. Und gutes Wetter.
Dann passiert folgendes (Regieanweisung: Sanfte, getragene, aber doch mit etwas Spannung versehene, leise Musik im Hintergrund vorstellen): |
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Wenn die Sonne so malerisch untergeht wie am Vorabend der Finsternis - hier fotografiert durch mein 12" LX-200 ohne Filter, ... |
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... und die letzten Strahlen der Sonne die letzten Wolken, die sich bald auflösen, beleuchten, ... |
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... beginnen die Sterngucker nach und nach, ... |
... sich weniger Speis und Trank, ... |
... sondern ihren Instrumenten zuzuwenden. Das geht wie gesagt nahtlos! |
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Manche haben ja verhältnismässig wenige Handgriffe zu erledigen, doch andere ... |
installieren beängstigend viel Gerät. Kabel werden tunlichst noch bei Tageslicht verlegt und so gesichert, dass sie nicht zu Fallstricken werden. |
Moderne Zeiten: Ein Teleskoptreffen mutiert zum Open Air-Grossraumbüro. Da sitzen sie an ihren Bildschirmen und schauen kein einziges Mal durch ihr Teleskop. Astrofotografen 2003. Immerhin: Sie sitzen (noch) hier in Mariazell! |
Währenddessen in der Kuppel ... Nein, das ist keine Geisterbeschwörung. Nur ein weiterer Astrofotograf hinter seinem Bildschirm, samt neugierigen Zuschauern. Was wir hier leider nicht akustisch wiedergeben können: Die Flüche ob der Technik ... |
Alle, die sich jetzt vielleicht fragen, ob wir denn drei Tage lang nur gefeiert haben, können jetzt beruhigt aufatmen: Nein, wir haben jede Menge gelernt und in zwei guten Nächten auch in die Praxis umgesetzt, wie obige Berichte zeigen (die Links finden sich am Anfang dieses Berichts rechts neben dem Titelfoto). Aber in der Nacht wird ernsthaft beobachtet, und da gibt's natürlich keine Stimmungsfotos (mit Blitz fotografieren ist beim Beobachten mehr als nur verpönt). Aber wir haben wirklich viel erarbeitet! |
StimmungenNeben
all den astronomischen und gesellschaftlichen Eindrücken bietet
ist ein Aufenthalt in Mariazell auch immer ein wunderschönes
Naturerlebnis. Zu jeder Zeit Besonderes: Im Winter die blendend hellen,
schneebedeckten Wiesen mit ihren wie Diamanten funkelnden
Schneekristallen; im Sommer die satten Almwiesen und die fantastischen
Sonnenuntergänge. Im Frühling der Kampf des späten
Winters gegen den frühen Sommer. Und im Herbst das eindrucksvolle
Farbenspiel der Mischwälder. Diesmal können wir sagen, es war
Sommer, wenn auch nicht astronomisch, aber klimatisch und von der
Vegetation her auf jeden Fall. |
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Sommer: Satte Wiesen unter zarten Blau |
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Auflösende Gewitterwolken ... |
... oder mitten im Sturm |
Was soll ich diesen Bildern noch hinzufügen? Es ist ein
Vergnügen, in dieser netten Umgebung (was Ausstattung, Lage,
Gäste und vor allem unsere Gastgeber vom Astroteam Mariazellerland
anbelangt) Astronomie zu betreiben und zu verbreiten. In diesem Sinn
freuen wir uns schon auf die WAA Summer Star Party in wenigen Wochen.
Alexander Pikhard