Mit diesem Artikel auf unserer Homepage wollen wir Einsteigern einen besonderen Service bieten.
Das Wort Planet leitet sich vom griechischen "planeteis" her, was soviel wie Wanderer bedeutet.
Planeten sind also Gestirne, die am Himmel wandern. Doch dieses Wandern der Planeten ist nicht immer leicht zu erkennen.
Daher weisen wir hier auf Konstellationen hin, bei denen die Bewegung der Planeten leicht über einen gewissen Zeitraum zu erkennen ist.
Venus beschert uns in acht Jahren fünf Abend- und fünf Morgensichtbarkeiten. Dabei sind auf der Nordhalbkugel
der Erde jene Morgensichtbarkeiten am besten, die in den Herbst fallen. Dies ist bei dieser Morgensichtbarkeit der Fall,
so dass sich eine sehr günstige Morgensichtbarkeit ergibt.
Bald nach der unteren Konjunktion am 13. August 2023 taucht Venus am Morgenhimmel auf
Die Sichtbarkeit entwickelt bis Ende Oktober 2023 sehr gut.

Scheinbare Position der Venus am Morgenhimmel jeweils zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung für Wien. Erstellt mit Stellarium.
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Mit November 2023 macht sich allmählich die flacher werdende Ekliptik am Morgenhimmel bemerkbar,
die Sichtbarkeit bleibt aber noch gut. Ab Dezember verliert Venus zur gleichen Dämmerungsphase aber
merklich an Höhe. Ab Mitte Jänner 2024 wird die Morgensichtbarkeit dann unauffällig. Sie endet vor
der nächsten oberen Konjunktion (4. Juni 2024) Anfang März 2024.
Eckdaten der Sichtbarkeit:
2023-08-13 |
untere Konjunktion (unbeobachtbar) |
43,2 Mio. km |
2023-09-15 |
größter Glanz (-4,8 mag) |
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2023-10-22 |
Halbphase (Dichotomie) |
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2023-10-23 |
größte westliche Elongation (46,4°) |
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2024-06-04 |
obere Konjunktion (unbeobachtbar) |
259,6 Mio. km |
Daten (UT) errechnet mit JPL Horizons Web Interface.
Im Fernrohr zeigt Venus vor allem am Beginn der Morgensichtbarkeit eine markante Phase:

Anblick der Venus im (nicht umkehrenden) Fernrohr im Verlauf der Sichtbarkeit. Erstellt mit Stellarium.
Interessierten Leserinnen und Lesern werden jetzt einige scheinbare Widersprüche auffallen:
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Wieso erreicht Venus am 23. Oktober ihre größte Elongation, wo doch obige Grafik etwas ganz anderes suggeriert?
Nun, Elongation ist nicht alles. Es kommt ganz darauf an, wie die Ekliptik zum Horizont liegt.
Für Morgensichtbarkeiten gilt der Grundsatz: Im Herbst steht die Ekliptik steil und daher günstig
zum Osthorizont, im Frühling aber flach und daher ungünstig. Daher sind Morgensichtbarkeiten von
Merkur und Venus im Herbst am besten. Die optimale Sichtbarkeit ergibt sich, wenn die größte
Elongation von der Sonne zu Frühlingsbeginn eintritt.

Wie gut sich der Winkelabstand eines Planeten von der Sonne (Elongation)
auswirken kann, hängt von der Lage der Ekliptik - in deren Nähe sich alle
Planeten aufhalten - zum Horizont ab. Liegt die Ekliptik flach zum Horizont,
ergibt sich auch bei großer Elongation keine gute Sichtbarkeit. Die beste
Sichtbarkeit ergibt sich, wenn die Ekliptik steil zum Horizont steht.
Bei Abendsichtbarkeiten ist dies im Frühling, bei Morgensichtbarkeiten im Herbst.
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Wieso ist Venus gerade am 15. September am hellsten?
Das Helligkeitsmaximum ergibt sich aus der maximalen beleuchteten Fläche der Venus
und tritt, da die Bahn der Venus um die Sonne sehr kreisförmig ist, ziemlich genau
36 Tage vor bzw. nach der unteren Konjunktion ein.
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Wie kommt die Bahngrafik überhaupt zustande?
Das ist nicht einfach zu erklären, es ist komplexe Himmelsgeometrie. Einerseits zieht
Venus ihre Bahn vor dem Hintergrund der Sterne (die in der hellen Dämmerung, abgesehen von den hellsten,
nicht mehr zu sehen sind), andererseits ändert sich von Morgen zu Morgen die Lage der Ekliptik zum Horizont.
Dies führt dazu, dass in dieser Darstellung eine Himmelsbahn mit mehreren Richtungsänderungen
entsteht, die Venus in Wirklichkeit natürlich nicht vollzieht.
Dass sich der Anblick jeweils auf die gleiche Dämmerungsphase (Beginn bzw. Ende der bürgerlichen Dämmerung)
bezieht, also nicht auf die gleiche Uhrzeit von Tag zu Tag, kommt noch hinzu.
Noch ein paar wissenswerte Details zur Bewegung der Venus:
Venus umkreist die Sonne innerhalb der Erdbahn, sie ist ein so genannter "unterer" Planet.
Wir können Venus nie die ganze Nacht über sehen, da sie von der Erde aus nie der Sonne gegenüber stehen kann.
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Die wichtigsten Phasen in der Sichtbarkeit der Venus sind die
obere Konjunktion (Venus steht hinter der Sonne), die untere Konjunktion (Venus
steht vor der Sonne) und die größte östliche bzw. westliche Elongation
(Venus erreicht, von der Erde aus betrachtet, den größten seitlichen
Abstand von der Sonne).
Da die Bahn der Venus gegenüber der Erdbahn leicht geneigt
ist, steht Venus bei ihren Konjunktionen meist nicht genau vor oder hinter der Sonne,
sondern etwas oberhalb oder unterhalb.
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Eine Venussichtbarkeit beginnt nach der oberen Konjunktion
OK (1) immer am Abendhimmel, meist einige Wochen nach der OK. Wie lange,
hängt von der Lage der Ekliptik zum Horizont ab.
Bis zur größten östlichen Elongation
(beste Abendsichtbarkeit) vergehen im Mittel 221 Tage.
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Während der Abendsichtbarkeit kommt Venus der Erde näher.
Sie wird im Lauf der Sichtbarkeit daher im Fernrohr größer, nimmt aber ab,
da sie zwischen Erde und Sonne wandert.
Die größte scheinbare Helligkeit erreicht Venus,
wenn sie uns die größte beleuchtete Fläche zeigt. Das ist genau 35 Tage
vor und nach der unteren Konjunktion der Fall.
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In der unteren Konjunktion wechselt Venus rasch von einer
Abend- auf eine Morgensichtbarkeit. Unter Umständen kann Venus auch
während der UK beobachtet werden, wenn sie genügend nördlichen
oder südlichen Winkelabstand von der Sonne hat.
Die Morgensichtbarkeit endet wiederum einige Wochen vor der o
beren Konjunktion, ein synodischer Umlauf endet dann.
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Während der Morgensichtbarkeit entfernt sich Venus
von der Erde. Sie wird im Lauf dieser Sichtbarkeit im Fernrohr immer kleiner, nimmt aber wieder zu.
Die größte scheinbare Helligkeit wird
35 Tage nach der unteren Konjunktion erreicht.
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In acht Jahren gehen sich ziemlich genau fünf synodische
Umläufe (Sichtbarkeitsperioden mit je einer Abend- und einer Morgensichtbarkeit)
aus. Diese Regelmäßigkeit war schon den alten Babyloniern bekannt,
die sie Ishtar-Periode nannten (Ishtar ist die babylonische Entsprechung zur römischen Venus).
Während dieser acht Jahre kommt es also fünf Mal zu
einer unteren Konjunktion, wobei die Orte von Erde und Venus bei der UK ein Fünfeck beschreiben.
Es gibt allerdings leichte Abweichungen von dieser Idealform.
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Die Bahn der Venus ist zur Erdbahn geneigt. So kommt es nur
ganz selten vor, dass Venus in der unteren Konjunktion über die Sonne wandert
(zuletzt am 8. Juni 2004 und am 6. Juni 2012, das nächste Mal am 11. Dezember 2117).
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Die Ishtar-Periode ist etwas kürzer als acht Jahre,
bedingt durch eine leichte Verschiebung der Venusbahn gegenüber der Erdbahn.
So kommt es dazu, dass sich dieses "Fünfeck" der unteren Konjunktionen
langsam um die Sonne dreht, in einer der Umlaufrichtung der Planeten entgegengesetzten Richtung.
Aus diesem Umstand folgt der eigenartige Rhythmus der Venustransits von
8 - 105½ - 8 - 121½ - ... Jahren.
Das alles ist keine schwarze Magie, sondern eine Laune der Natur!
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