Frühjahrsworkshop 2019

Hohe Wand, Gasthof Postl, 1.-5. 5. 2019

In Jahren, in denen Ostern auf einen späten Termin fällt (wie eben heuer), finden die Easter Star Party und der Frühjahrsworkshop am gleichen Termin statt. Dass Ostern heuer an einem der spätestmöglichen Termine stattfindet hat zur Folge, dass das passende Wochenende schon in den Mai fällt. Da der 1. Mai auf heuer auf einen Mittwoch fällt, ergibt für manche ein sehr langes Wochenende oder kurze Ferien, wie immer wir es nennen wollen. Diese Zeit nützen wir für die Easter Star Party, was sich als durchaus gut herausstellen sollte.

Zunächst sind die Wetterprognosen für den gesamten Zeitraum verheerend. Anfang der Woche sieht es nach total verregneten - und in weiterer Folge verschneiten - Tagen aus. Erst kurz vor dem 1. Mai bessern sich die Prognosen für die ersten Maitage und so brechen doch einige schon am 1. Mai auf die Hohe Wand auf.

Die Bedingungen sind natürlich nicht perfekt, aber an den ersten beiden Abenden kann beobachtet werden. Die Nacht vom 1. auf den 2. Mai ist sogar außerordentlich klar, denn sie fällt in eine Trogrückseite, das astronomisch beste Wetter in unseren Breiten. Der vorangehende Höhentrog zieht am Abend nach Osten ab und hinterlässt einen kristallklaren Himmel. Einzig stürmischer Wind zwingt uns, die Geräte im Windschatten des Gasthof Postl und nicht auf der gewohnten Wiese aufzustellen. Der Verlust an Himmel hält sich in Grenzen und die Lichtbelästung könnte an diesem - wie auch dem nächsten - Abend ohendies nur von uns selbst kommen, die wir die einzigen Gäste sind, die im Gasthof nächtigen. Übrigens nützen wir die Abende vorwiegend zum visuellen Beobachten!

Am Freitagabend - bis dahin ist das Wetter frühlingshaft, fast schon frühsommerlich - schlägt das Wetter um, an Beobachten ist nicht mehr zu denken. Da schon viele für den morgigen Workshop angereist sind, wird der Abend zum äußerst gemütlichen Erfahrungsaustausch bei bester Stimmung genutzt.

Samstag und Sonntag steht dann der Workshop "Sieben Erdteile, ein Himmel" auf dem Programm. Es handelt sich um die Neuauflage eines Kurses, den einst Andreas Pfoser und ich im Wiener Planetarium gehalten haben, im Rahmen des internationales Jahrs der Astronomie. Das ist schon ein gutes Jahrzehnt her. Für die Neuauflage braucht es auch ein Planetarium. Da wir vor ein paar Monaten Ruth Grützbauch mit ihrem mobilen "Public Space Planetarium" kennengelernt haben, haben wir sie gefragt, ob sie Zeit und Lust hat, mit uns gemeinsam diesen Workshop zu halten, und sie hat sehr freudig zugesagt.

So präsentieren wir "Sieben Erdteile, ein Himmel" heuer zu dritt: Andreas Pfoser stellt die klimatischen Bedingungen für jeden der sieben Kontinente (Arktis, Europa, Asien, Amerika, Afrika, Australien und Antarktis) vor - wobei wir Amerika aus vielen Gründen in Nord- und Südamerika geteilt getrennt behandeln. Ich führe die Gruppe mittels Google Earth auf eine virtuelle Reise zu den wichtigsten astronomischen Stätten unseres Planeten und Ruth stellt mit ihrem Planetarium nicht nur den Himmel an diesen Orten dar, sondern führt auch spannende Simulationen in moderner Fulldometechnik vor. Unglaublich, dass dieses Planetarium in einen großen Rucksack passt!

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gefällt es sichtlich. Da macht es auch nichts aus, dass es am Freitag zu regnen beginnt und der Regen in der Nacht auf Samstag in Schneefall übergeht, so dass uns am Samstagmorgen eine verschneite Winterlandschaft empfängt, die manche zum Schneemannbauen animiert, und das im Mai. Aber wir sind auf fast 1.000m Seehöhe und da kann das schon durchaus einmal passieren.

Da wir in der Nacht von Freitag auf Samstag definitiv keine Fernrohre aufstellen können, hängen wir nach dem Abendessen die dritte Einheit des Workshops dran und verschieben die vierte auf Sonntagvormittag. So können wir unseren Workshop am Sonntag gegen 14 Uhr beenden, als die Temperatur hoch genug ist, den Schnee schmelzen zu lassen und so allen eine sichere Heimfahrt ermöglicht ist. Diese flexible Zeitgestaltung bei einem Workshop haben wir so auch angekündigt und werden sie auch in Zukunft anwenden, wenn die Wetterverhältnisse keine andere Programmgestaltung erlauben.

Unser Dank gilt vor allem Ruth Grützbauch für die erfreuliche Kooperation mit dem Public Space Planetarium, aber natürlich auch meinen Ko-Vortragenden Andreas Pfoser und dem Organisationsteam Christa Plassak und Stefi Scharlach und last but not least allen, die an diesem interessanten Workshop teilgenommen und sich weder von den Wetterprognosen noch vom tatsächlich eingetretenen Wetter (welches durchaus den Prognosen entsprach) vom Besuch abhalten ließen.

Und jetzt noch ein paar Bilder.


Mit Google Earth unternehmen wir eine virtuelle Reise um die ganze Welt zu den wichtigsten astronomischen Sehenswürdigkeiten. (Mit Mausklick vergrößern)


Unsere Workshoplokation auf der Hohen Wand, der Alpengasthof Postl. Links oben am 2. Mai bei fühsommerlichem Wetter. Rechts oben: Was ist schöner als ein gepflegtes Frühstück nach einer Beobachtungsnacht? Links Unten: Hauskatze Franziska sorgte für viele Showeinlagen wie eine Mäusejagd zwischen unseren Teleskopen. Rechts unten: Gasthof Postl am 5. Mai. So kann es in den Bergen zugehen. (Mit Mausklick vergrößern)


Zunächst hat schon der Frühling auf der Hohen Wand Einzug gehalten und uns auch zu Spaziergängen durch die schöne Natur animiert. (Mit Mausklick vergrößern)


Die Easter Star Party wurde heuer ein Mini-Teleskoptreffen, da die Wetterbedingungen zunächst grenzwertig erschienen und es ab Freitag dann auch wirklich schlecht wurde. Windbedingt stellten wir die Geräte im Windschatten des Gasthof Postl auf. Am Abend des 1. Mai, zu Mittag am 2. Mai und am Abend des 2. Mai gingen sich Beobachtungen aus. (Mit Mausklick vergrößern)


Einige unserer Beobachtungsobjekte im Bild festgehalten. Links oben die Sonne zu Mittag des 2. Mai, rechts daneben die Venus etwas später auch bei Tag. Die vier kleinen Bilder rechts oben: Arktur in der Dämmerung, Cor Caroli, darunter Iota Cancri und der Kugelsternhaufen Messier 3 in der Dämmerung. Diese vier Aufnahmen stammen vom Abend des 2. Mai. Untere Reihe, von links nach rechts: Das Leo-Triplet M65, M66 und NGC 3628; die Spindelgalaxie NGC 4565 im Haar der Berenike; und der Coma Galaxienhaufen. Diese Aufnahmen stammen aus der Nacht vom 1. auf den 2. Mai. (Mit Mausklick vergrößern)


Der Workshop "Sieben Erdteile, ein Himmel". Links oben das Vortragendentrio Alexander Pikhard, Andreas Pfoser und Ruth Grützbauch. Rechts oben Alexander und Ruth beim letzten Briefing. Mittlere Reihe: Das interessierte Publikum beim Vortrag und auch beim Fachsimplen in den Pausen. Untere Reihe, von links nach rechts: Das Public Space Planetarium, noch verpackt, dann aufgeblasen und schließlich einsatzbereit. Faszinierend! (Mit Mausklick vergrößern)


Szenen einer virtuellen Reise um die Welt zu wichtigen astronomischen Stätten. Von oben links nach rechts unten, ohne geografische oder sonstige Reihung: Das Gran Telescopio Canarias am Observatorio del Roque de las Muchachos auf La Palma; Vardö im arktischen Ozean; das Royal Greenwich Observatory; die Pyramiden von Gizeh; Start einer Sojus-Rakete in Bajkonour, Kasachstan; das Jantar Mantar in Jaipur, Indien; das LAMOST-Teleskop in China; Samarkand, Madrasa des Ulugh Beg; die Beobachtungsstation auf dem Gamsberg in Namibia im Luftbild; das Radioteleskop in Parkes, Australien; das Kitt Peak National Observatory in Arizona, USA; das Griffith Observatory in Los Angeles, USA; das Very Large Telescope der ESO auf dem Cerro Paranal, Chile; und das South Pole Telescope auf dem Südpol. (Mit Mausklick vergrößern)


Szenen aus dem Public Space Planetarium. Von links oben nach rechts unten: Hereinspaziert in die aufblasbare Kuppel!; im Planetarium vor dem Horizont des Very Large Telescope auf dem Paranal; unter der Millennium Simulation der Entstehung der Galaxienhaufen; im Flug auf eine große Spiralgalaxie; unter der südlichen Milchstraße in Chile; Sternbildfiguren erleichtern das Erklären der Sternbilder; (Millennium-Simulation aus der oberen Reihe); echte animierte Aufnahme von Exoplaneten, die ihren Stern umkreisen; Polardämmerung am Südpol; unter dem Mikrowellen-Himmel, die kosmische Hintergrundstrahlung simuliert; mit Überlichtgeschwindigkeit zu fernen Galaxien; und ganz unten rechts in der Kuppel des E-ELT, noch lange, bevor es fertiggestellt ist. (Mit Mausklick vergrößern)


Über Nacht ist es Winter geworden. Was am Freitagnachmittag als Regen und Nebel begann (oben), wurde über Nacht zur Winterlandschaft. Schneefrau links gebaut von Christa Plassak, Schnee*? rechts gebaut von Doz Wohlmuth. (Mit Mausklick vergrößern)

Text: Alexander Pikhard.
Fotos: Christa Plassak, Alexander Pikhard, Doris "Doz" Wohlmuth


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at