Perseidennacht 2015

Sofienalpe, 12. 08. 2015

Wir von der WAA allgemein und der Autor dieses Berichts speziell sind ja nicht unbedingt der Meinung, dass Meteorströme ein guter Anlass für ein Medienspektakel sind. In der Öffentlichkeit wird ein völlig falsches Bild gezeichnet, wenn da behauptet wird "es regnet Sternschnuppen vom Himmel". Wissend, dass eine stündliche Zenitalrate von 100 bei einem Populationsindex von 2,2 bedeutet, dass es nach Einbruch der Dunkelheit am Rand der Stadt gerade mal ein paar Erscheinungen pro Stunde sein werden, die im hellen Lichtkegel der Innenstadt verblassen, und sich dieser Wert im Lauf der Nacht auf vielleicht 10 bis 30 knapp außerhalb von Wien steigert, in der Innenstadt bestenfalls auf drei bis vier. Dafür gibt es bewährte Formeln, die Interessierte auch immer wieder in unseren Seminaren und Kursen lernen.

Aber egal. Der Medienrummel ist so und so da und so machen wir ihn mit und nützen die alljährlich wiederkehrende Welle einfach für einen Popularitätsschub für unseren Club. Mediengerechte Aufbereitung astronomischer Themen ist eine unserer größten Stärken und so haben wir eine entsprechende Kampagne gestartet, die uns nicht nur in viele Tageszeitungen gebracht hat, sondern auch ins Radio und ins Fernsehen. Mit dem Aufbau einer richtigen Erwartungshaltung.

Nachdem die Perseidennacht heuer von der Mondphase sehr günstig fällt und dazu noch in eine Hitzeperiode, kennt der Ansturm an Neugierigen heuer kaum eine Grenze.


Schon bei Tageslicht sichern sich die ersten Gruppen Schaulustiger einen guten Platz auf den weitläufigen Wiesen der Sofienalpe

Eine Gruppe von WAA-Mitglieder hat Fernrohre aufgebaut; nicht, dass sie für die Beobachtung der Meteore notwendig wären, aber sie sind eine sinnvolle Ergänzung, falls das Warten auf die eine oder andere Sternschnuppe doch zu langweilig wird.


Aufbau von Fernrohren

Der Aufbau der Fernrohre erweist sich insofern auch als sinnvoll, als die Cirruswolken einer Gewitterzelle über Mähren und dem Weinviertel zunächst einmal den Himmel bedecken. Das sorgt zwar für eine stimmungsvolle Abenddämmerung, ...


Die "Teleskopinsel" in der stimmungsvollen Abenddämmerung

... aber ist der Meteorbeobachtung nicht unbedingt förderlich.

Am frühen Abend kommt ein Team der Zeit im Bild vorbei, gerade rechtzeitig zu Beginn des Open Air Vortrags um 21 Uhr ...


Open Air-Vortrag über die Perseiden

... und um die vielen Neugierigen zu interviewen.


Ein Team der ZIB interviewt die Meteorbeobachter

Die Wiese füllt sich. Anfangs sorgen die ISS sowie andere Satelliten für Abwechslung, doch der eine oder andere Meteor wird beobachtet - und ist nicht zu überhören. Jeder Aufschrei der Menge bedeutet eine Sternschnuppe. So ist das Zählen eigentlich ganz einfach.


Kein Meteor, sondern ein Iridium-Flare

Eine Besucherzählung ist unmöglich. Laufend kommen neue Gruppen an, die Wiesen füllen sich über den Bereich hinaus, den wir von unserem Beobachtungsplatz aus überblicken können.


Die Wiesen füllen sich schon in der Abenddämmerung

Gegen 23 Uhr erlebt der Ansturm seinen Höhepunkt. Fotos können wir jetzt keine mehr machen, es ist zu dunkel und wir haben alle Hände voll zu tun. Ein Hupkonzert signalisiert, dass die Sofienalpenstraße in beiden Richtungen hoffnungslos verstopft ist. Es herrscht zwar laufend ein Kommen und Gehen, doch der Parkplatz, er fasst gut 300 Autos, ist voll und auch die Straßen rund um den Parkplatz sind weiträumig verparkt. Letztlich bleiben die Autobusse stecken. Drei Mitarbeiterinnen regeln ab sofort den Verkehr, wir müssen auch Leute wegschicken. Ein Lenker mit Weitblick parkt seinen grauen Minivan so vorausschauend, dass nicht einmal eine Fahrspur auf der Sofienalpe frei bleibt. Mit Mühe und Hilfe der Bundesforste können wir das Problem lösen.


Nächtlicher Betrieb auf der Sofienalpe

Erst gegen 2 Uhr wird die Menge wieder überschaubar. Jetzt freuen wir uns über eine der besten Veranstaltungen, die wir je organisiert hatten. Alles ist gut gegangen, das Rauchverbot wurde weitgehend eingehalten und die trockene Wiese blieb unversehrt. Polizei und Bundesforste befanden alles für in Ordnung, und mit dem Hotel Sofienalpe bahnt sich eine viel breitere Kooperation an als bisher; der heutige Abend war hier sicher eine Nagelprobe, die alle bestanden haben. Letztlich schätzen wir 1.800 Besucherinnen und Besucher, es können aber auch viel mehr gewesen sein.


Ein Perseide

Und die Perseiden? Sie blieben innerhalb der Erwartungen. Im Beobachtungszeitraum 0 bis 1 Uhr zählten wir hochgerechnet 28 Erscheinungen. Wobei der Strom von 0.15 bis 1.15 Uhr eine markante Pause einlegte und trotz immer klarer werdenden Himmels nur zwei Erscheinungen tatsächlich gezählt wurden. Davor und danach passte der Schnitt aber.

Herzlichen Dank an unser großes aktives Team, das in der Vorbereitung und Durchführung der Perseidennacht Großes geleistet hat, und das wie immer freiwillig und ohne materielle Entlohnung.

Text: Alexander Pikhard
Fotos: Gabriele Mitschke, Alexander Pikhard


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
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