Frühjahrsworkshop 2015

Hohe Wand, beim Gasthof Postl, 08. - 10. 05. 2015

Unsere Arbeitsgemeinschaft hat für alle etwas zu bieten; von öffentlicher Himmelsbeobachtung über Einsteigerkurse etwa zum Umgang mit dem eigenen Fernrohr, spannende Vorträge, Übungs- und Praxisabende am Fernrohr bis zu fortgeschrittenen Workshops zu ausgewählten Themen in der Himmelsbeobachtung. Unser heuriger Frühjahrsworkshop auf der Hohen Wand steht unter dem Motto "Beobachtung veränderlicher Sterne" und mit Wolfgang Vollmann konnten wir einen langjährigen Freund und den Spezialisten auf diesem Gebiet in Österreich gewinnen.

Einziger Wermutstropfen war einmal mehr die Wettervorhersage für dieses Wochenende; herrschte bis Mitte der Woche noch etwas Optimismus zumindest für Freitag vor, wurde dieser durch die jüngsten Prognosen auch mehr als gedämpft. Nichts desto trotz fand sich schon am Freitagabend eine große Gruppe von Interessierten ein, sozusagen der harte Kern unserer Beobachterinnen und Beobachter.

Unerwartete Beobachtugsnacht am 8. Mai

Der Himmel zeigt sich am Freitagabend noch sehr wolkenverhangen.


Abendstimmung auf der Hohen Wand am 8. Mai (Click zum Vergrößern)

Der Optimismus in der Gruppe sollte belohnt werden. An diesem Abend klart der Himmel einigermaßen auf. Bald zeigen sich in der Dämmerung die Planeten Venus und Jupiter und sogar auch Merkur. Die Dämmerung mit den Planeten verleitet uns zu allerlei Spielereien mit der seit dem Eisbruch im Winter bizarren Landschaft als Vordergrund.


Spielereien mit Merkur, Venus und Jupiter in der Dämmerung. Linkes Bild: Venus. Rechts oben und rechts unten:
Venus und Jupiter. Rechs Mitte Merkur (links) und Jupiter (rechts). Rechts unten: Doz als Planetenzeiger. (Click zum Vergrößern)

Ein paar Details:


Merkur und Venus (Click zum Vergrößern und Suchhilfe)


Merkur (Click zum Vergrößern)

Vor allem die beiden hellen Planeten Venus und Jupiter sind beeindruckend. Eine ganz dünne Cirrendecke verstärkt den Eindruck dieser beiden hellen Objekte enorm. Hier eine Serie von der hellen Dämmerung bis zum Untergang der Venus.


Venus und Jupiter (Click zum Vergrößern)


Venus und Jupiter (Click zum Vergrößern)


Venus und Jupiter (Click zum Vergrößern)


Venus und Jupiter (Click zum Vergrößern)

Venus steht heute Abend nahe beim offenen Sternhaufen M35 in den Zwillingen.


Venus nahe M35. Canon EOS 70D stehend, F=95mm f/5.6, 17x4s bei 3200 ISO. (Click zum Vergrößern)

Untergang der Venus:


Venus im Untergang (Click zum Vergrößern)

Aber wir erfreuen uns nicht nur an den hellen Planeten, der Himmel gibt mehr her. Auch wenn viele ihre Fernrohre nicht aufgebaut haben - zu sehr den Wetterprognosen vertrauend - kann Wolfgang Vollmann mit uns sogar eine erste Praxisrunde in der Beobachtung veränderlicher Sterne machen. Freitsichtig ist es β Lyrae und in dem kleinen und sehr beeindruckenden Astroscan 2000 (ein 4" Kugeldobson, der leider nicht mehr produziert wird) ist es R Leonis. Dazu kommt noch die Verfinsterung des Jupitermonds Europa durch Io, die wir ebenfalls beobachten können.


Veränderlichen-Praxis mit Wolfgang Vollmann (Click zum Vergrößern)

Doch nicht genug damit. Der Himmel gibt heute noch mehr her.


Becher und Rabe (Click zum Vergrößern)

Auch Komet Lovejoy ist noch gut zu sehen! Wir fotografieren ihn zunächst mit stehender Kamera.


Sternfeld mit Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) und dem offenen Sternhaufen NGC 188. Canon EIS 70D, F=35mm f/4.5, 7 x 30s bei 3200 ISO. (Click zum Vergrößern und Suchhilfe)

Jetzt bauen wir rasch Gabriele Mitschkes Apo auf. Mit ihm gelingt Komet Lovejoy natürlich viel besser. Sogar der Schweif ist noch zu erkennen.


C/2014 Q2 (Lovejoy). Canon EOS 70D, 17x30s bei 3200 ISO. (Click zum Vergrößern)


C/2014 Q2 (Lovejoy). Canon EOS 70D, 17x30s bei 3200 ISO. Invertiert. (Click zum Vergrößern)

Nachdem es vor allem um den Großen Wagen sehr klar ist, wage ich mich an ein Experiment. Trotz sehr kurzer Brennweite soll der Eulennebel M97 das Ziel sein. Rasch zeigt sich, dass auch die Kantengalaxie M108 locker ins gleiche Feld passt.


M97 und M108. Canon EOS 70D, 33 x 30s bei 3200 ISO. Ausschnitt. (Click zum Vergrößern)

Dieser Apo liefert so ein perfektes, ebenes und gestochen scharfes Bild, dass sogar die Ausschnittsvergrößerungen beider Objekte Details zeigen.


M97 aus obigem Bilf. Canon EOS 70D, 33 x 30s bei 3200 ISO. Ausschnitt. (Click zum Vergrößern)


M108 aus obigem Bild. Canon EOS 70D, 33 x 30s bei 3200 ISO. Ausschnitt. (Click zum Vergrößern)

Während sich Jupiter nahe beim Löwen dem Untergang entgegen neigt, geht im Südosten der Skorpion mit dem Saturn auf.


Skorpion im Aufgang mit Saturn (Click zum Vergrößern)

Da der Wind jetzt wieder stärker wird, beenden wir diese schöne und unerwartete Beobachtungsnacht, die uns sogar Praxis zum Workshopthema ermöglichte. Den Aufgang des Mondes verpasse ich leider, da mein Zimmer heute keinen Ausblick nach Osten hat.

Workshop am 9. und 10. Mai

Auch der Samstag, 9. Mai, beginnt wettermäßig viel freundlicher als vorhergesagt. Da unsere Workshops nicht nur Astronomie, sondern auch Fotografie allgemein behandeln, ergibt sich eine gute Gelegenheit zu Makroaufnahmen in der sonnigen Naturn.


Makro-Ausflug in den nahen Wald (Click zum Vergrößern)

Heuer blühen die Fichten. Der gelbe Blütenstaub ist überall!

Am Nachmittag verschlechtert sich das Wetter dann doch. Das macht aber nichts, denn der sehr lebendige und praxisnahe Workshop von Wolfgang Vollmann findet im Seminarraum des Gasthof Postl statt.


Veränderlichen-Workshop mit Wolfgang Vollmann (Click zum Vergrößern)

Am späten Nachmittag machen ein paar Wolkenlöcher erneut Hoffnung auf eine Beobachtungsnacht, doch leider werden die Wolken immer dichter.


Dunkle Wolken am Abend (Click zum Vergrößern)

Also fotografieren wir den Steinbock ...


Capricornus (Click zum Vergrößern)

Den Abend verbringen wir fachsimpelnd, Sterne zeigen sich keine mehr.

Am Sonntag, 10. Mai, wird der Workshop fortgesetzt. Augfrund meiner Reisevorbereitungen für Namibia kann ich selbst nicht mehr teilnehmen. Und während ich diesen Bericht jetzt im RailJet nach München tippe, entdecke ich immer noch den Blütenstaub der Fichten von der Hohen Wand in schwer zugänglichen Bereichen des Bildschirms und der Tastatur.

Fotos: Gabriele Mitschke und Alexander Pikhard.
Text: Alexander Pikhard.


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at