Partielle Sonnenfinsternis

Wien, Maria-Theresien-Platz, 20. 03. 2015

Die partielle Sonnenfinsternis ist das wichtigste Himmelsereignis des Jahrs 2015, denn sie findet zu einer vernünftigen Zeit statt. Schon im Vorfeld erinnert die Berichterstattung in den Medien ein wenig an den August 1999, obwohl das damals sogar eine totale Finsternis war. Eine stabile Hochdrucklage lässt schon Tage vor dem Ereignis ein Astronomiefest erwarten, das dann auch genau so eintritt.

Wir wählen für unsere Hauptstation den Maria-Theresien-Platz in Wien 1, vor dem Naturhistorischen Museum. Dieser Platz ist für Taghimmelastronomie bestens geeignet. Eine große Besuchermenge kann in diesem schönen Park bedient werden, ohne dass öffentliche Verkehrsflächen abgesperrt werden müssten. Der Blick nach Osten und Süden ist nicht eingeschränkt. Die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist optimal. Hier stehen wir immer bei Großereignissen, wie zuletzt beim Astronomietag in den Jahren 2013, 2012, 2010, beim Sommerferienspiel 2011, im Internationalen Jahr der Astronomie 2009 bei den 100 Stunden Astronomie, um nur einige zu nennen.

Der Morgen vor der Finsternis präsentiert sich einladend.


Der Morgen vor der Finsternis. Strahlend blauer Himmel über morgendlichem Dunst.

Kaum beginnen wir mit dem Aufbau, wird unsere Station schon gestürmt von Neugierigen, die noch eine Finsternisbrille ergattern möchten. Wir haben nur ganz wenige vom letzten Venustransit 2012 (ca. 100), die innerhalb von zwei Minuten ausverkauft sind. Wir haben uns nicht auf den Brillenverkauf konzentriert, sondern bieten andere Mittel zur Beobachtung an.


Run auf die letzten Finsternisbrillen

Die Menschenmenge am Maria-Theresienplatz ist riesig, aber nicht unbewältigbar. Das Areal ist geräumig genug.


Die Sonnenfinsternis sorgt für enormes Interesse


Die Beobachtungsstation inmitten der Menschenmenge

Was haben wir vorbereitet? Zunächst einmal Erklärungen ...


Was ist denn eine Sonnenfinsternis?

... und dann natürlich Fernrohre:


Ein größeres Fernrohr zeigt auch schöne Details wie das Mondrandprofil und Sonnenflecken.


Die H-Alpha-Geräte zeigen heute auch sehr schöne Protuberanzen ...


... und leicht zugänglich


Handyfoto durchs Fernrohr

Beim "Public Viewing" sollen möglichst viele Leute gefahrlos in die Sonne blicken können, besonders an so einem klaren Tag. Behelfe, die von Hand zu Hand gehen, müssen groß sein, um nicht "versehentlich" mitgenommen zu werden. Einem kreativen Mitglied verdanken wir die Erfindung der "Guckis", wie wir sie liebevoll nennen.


Gucki in Aktion - hoppla, das ist ja die Rückseite


Das ist die Vorderseite, samt Anleitung zur sicheren Sonnenbeobachtung

Die Guckis drücken es aus - Astronomie mit der WAA macht Freude!


Sonnenfinsternis, fussfrei. Viele haben es sich auf den Stufen vor dem Naturhistorischen Museum bequem gemacht.
Im Hintergrund die Kameras der Medien, die das Ereignis live übertragen.

Sehr kontroversiell sind Rettungsdecken. Sie sind vor allem für Fernrohre ein Nogo, weil sie sehr leicht reißen. Für einen kurzen Blick ohne Fernrohr sind sie aber, abgesehen von der lausigen Qualität, noch tolerierbar. Viele haben eine mitgebracht, oft beobachtet eine ganze Gruppe unter einer Decke. Aus unserem Zelt kann durch die "Sonnenfenster" geschaut werden.


Die Sonnenfenster ...


... werden vor allem für Handyfotos genutzt

Auch das gute, alte SolarScope, eine frazösische Erfindung im Rahmen der Sonnenfinsternis 1999, bewährt sich.


Vor allem für Kinder ideal: Das SolarScope


Die Finsternis am SolarScope

Und sonst? Bietet die Wellennatur des Lichts noch viele weitere, billige Beobachtungsmöglichkeiten:


Sonnenbeobachtung mit Nudelsieb -- das gibt ...


... viele Finsternisbilder!


Wer kein Sieb hat, nimmt einfach die eigene Hand ...


... oder einen kleinen Spiegel


Wer gerne bastelt, baut sich eine Lochkamera


Lochkamera in Aktion

Information muss auch sein, und bei so vielen Leuten geht das nicht mehr nur verbal. Aushänge informieren.


Finsternis-Wandzeitung

Um 10.46 Uhr erreicht die Finsternis ihren Höhepunkt.


Die Finsternis knapp vor ihrem Höhepunkt

Danach beginnt der Strom an Interessierten rasch abzuebben. Jetzt ist auch mehr Zeit für Interviews.


Die Sonnenfinsternis ...


... sorgt auch für ...


... reges Medieninteresse

Eine derart große Station gab es schon lange nicht -- und wird es auch lange nicht geben, zu optimal waren heuer die Voraussetzungen: Die einzige Sonnenfinsternis in Wien in einem Zeitraum von 10 Jahren, optimales Wetter, ein von ängstlichen Energieversorgern ausgelöster Medien-Hype, gute Tages- und Jahreszeit, das wir schwer zu toppen sein durch ein anderes vergleichbares Ereignis.

Dabei war das nicht unsere einzige Station; die WAA bot auch Public Viewing an oder beobachtete in privatem Rahmen auf der Wiener Urania, beim Kurier, in Sollenau und in Seibersdorf, am BRG 23, in Riga (Lettland), Ukonjärvi (Finnland) und last but lot least auf den Färöer-Inseln. Wir sind schon gespannt auf diese Berichte (zum Redaktionszeitpunkt schon teilweise eingetroffen und veröffnetlicht).

Unser Dank an dieser Station gilt dem Team aktiver Mitglieder (Helene Freiberger, Ottokar Lhotsky, Gabriele Mitschke, Peter Pecinka, Christa Plassak, Helga Sper und Doz Wohlmuth) sowie dem Naturhistorischen Museum für die kollegiale Zusammenarbeit, weiters allen anderen aktiven WAA-Mitglidern, die an der Medienarbeit und Organisation beteiligt waren, den Medien für das Interesse und die Präsenz und nicht zuletzt allen Besucherinnen und Besuchern.


Die Station gegen Ende der Finsternis, vom Dach des NHM gesehen. Foto: Andrea Stadlmayr, NHM.

Text: Alexander Pikhard
Fotos: Gabriele Mitschke, Alexander Pikhard, Christa Plassak, Helga Sper, Doz Wohlmuth, Ilse Zwettler.


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at