Gerätetest

Hohe Wand, Gasthof Postl, 01. 08. 2008

20080801api00.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:01./02. 08. 2008
Ort:Hohe Wand, Gasthof Postl
Instrument:BRESSER Messier N-203 203/1000 EQ
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Grenzgröße:6.0
Aufhellung:sehr gut (1)
Seeing:ausreichend (3)
Wind:kein
Sonstige Bedingungen:Sehr gute Durchsicht.
Bericht:

Seit geraumer Zeit fällt mir im Geschäft von AstroExperts in der Spitalgasse ein recht interessantes Gerät auf: Das Bresser Messier N-203 203/1000 EQ ist ein, wie die Typenbezeichnung verrät, ein 8" f/5 Newton auf einer (modifizierten) EQ-5 Montierung. Da ich mit dem 6" Skywatcher Refraktor auf der gleichen Montierung schon recht gute Erfahrungen gemacht habe, erscheint das Fernrohr als sehr preiswerte (€590 + €140 für das Motorenset) Alternative für Astrofotografie-Einsteiger.

Aufbau

Die einzelnen Teile des Instruments sind nicht allzu schwer, vielleicht einmal vom Tubus abgesehen, dessen Gewicht mich im Vergleich zum Skywatcher Refraktor doch etwas überrascht. Das erklärt auch die zwei Gegengewichte. Vorbereitend nehme ich zuhause den Einbau der beiden Motoren für Rektaszension und Deklination vor; auch ohne Anleitung ist dieser Einbau intuitiv und kinderleicht, wobei auffällig ist, dass mit dem Motorenset sogar das passende Werkzeug (ein starker Imbusschlüssel für die Motorenbefestigung und ein kleiner Schraubenzieher für die feinen Wurmschrauben, die die Zahnräder fixieren) mitgeliefert wird.

Im Lieferumfang des Instruments sind zwar ein paar Okulare und eine Barlowlinse enthalten, doch kein Okularadapter für 2" und auch kein T-Adapter für die Kamera, obwohl der Okularauszug der gleiche ist wie beim Meade LXD-75. Von diesem "borgen" wir uns daher die beiden Teile, da sie mir für die Tests unerlässlich erscheinen.

Das mitgelieferte Stativ ist bestens bekannt von der Meade LXD-Serie (Bresser wurde ja von Meade aufgekauft), ist federleicht und dennoch stabil. Die Fixierschrauben für die Höhenverstellung der Stativbeine sind innen angebracht und nicht wie bei den älteren LX-Modellen außen. Vorteil: Man kann sich im Dunkeln nicht an ihnen stossen, was oft schmerzhaft war, und man kann sie beim Transport weniger leicht verbiegen. Nachteil: Um sie zu erreichen, sind einige Verrenkungen erforderlich, und im hohen Gras muss man nach ihnen noch etwas tiefer graben. Kein Vorteil ohne Nachteil also. Was ich am Stativ vermisse: Eine eingebaute Dosenlibelle. Aber eine Wasserwaage gehört ja ohnedies zur Standardausrüstung eines jeden Beobachters.

Die Montierung wird mittels einer gewaltigen Mittelschraube am Stativ fixiert, und diese Schraube befestigt auch die dreieckige Verspreizung für die Stativbeine. Das bringt ein paar Nachteile: Die Montierung sitzt zunächst nicht satt auf dem Stativ auf, sondern eiert auf der Gewindestange herum, bis die Schraube angezogen wird. Die Verspreizung wird mit einer weiteren Rändelmutter angezogen und wenn sich diese am unteren Ende der Gewindestange an dem charakteristischen Schraubgriff festfrisst (was prompt passiert ist), dann ist man ohne Rohrzange aufgeschmissen. Die Konstruktion von Berlebach, die Stativverspreizung und Befestigung der Montierung trennt, ist da schon etwas sinnvoller. Dafür stehen Montierung und Stativ des Bresser N-203 dann aber wirklich bombenfest.

Die Montage der Gegengewichte ist natürlich kinderleicht und auch die Montierung des Tubus mittels Schwalbenschwanz ist problemlos alleine zu bewerkstelligen. Der mitgelieferte Sucher (samt batteriebeleuchtetem Fadenkreuz, ein Luxus, der sogar bei wesentlich teureren Instrumenten schmerzlich fehlt!) ist rasch montiert, sitzt aber zu nahe beim Rohr, wie sich zeigen soll.

Die Handsteuerbox ist beeindruckend groß und daher auch im Dunkeln und mit Handschuhen leicht zu bedienen. Es stellt sich bloss die Frage, wohin mit ihr, denn das gewaltige Panel mit im wesentlichen vier Positionstasten will erst einmal irgendwo untergebracht werden. Dazu kommen die sperrigen Kabel für die Antriebe, die, man lese und staune, mittels DIN-Steckern an die Motoren gesteckt werden. Was noch nervt: Das Kabel für die Stromversorgung geht auch in die Handbox, sodass von dieser gleich drei Kabel wegführen und beim Beobachten im Weg sind.

Ich habe auf die mitgelieferte Batteriebox verzichtet. Sie nimmt nicht weniger als acht Batterien vom Typ D auf (die sind schwer und gehen ins Geld), so dass ich meinem klassischen 12V Blei-Gel-Pack den Vorzug gab. Im Gegensatz zum Skywatcher Refraktor läuft das N-203 mit 12V und nicht mit 6V.

Bei genügend Dunkelheit beginnt das Einnorden und wieder schlägt ein wenig Luxus zu: Die Montierung hat einen Polsucher mit beleuchtetem Okular, in dem die Position des Polarsterns bzw. die Sigma-Oktantis-Gruppe für den Südhimmel eingezeichnet sind. Einnorden ist also auch kinderleicht, auch wenn man sich bei geringer Stativhöhe dazu auf den Boden legen muss.

Handling

Die Montierung hat, bei diesem Preis nicht weiter verwunderlich, keine Goto-Funktion, also muss man händisch einstellen. Die Lage der Klemmen für Rektaszension und Deklination ist Gewöhnungssache, am Anfang tastet man schon recht herum, aber das ist wohl bei jedem Instrument so.

Das Rohr liegt gut in der Hand, gute Austarierung vorausgesetzt. Bald zeigt sich aber, dass der Sucher zu knapp am Tubus sitzt. Nicht immer ist es leicht möglich, mit dem bevorzugten Auge durch den Sucher zu blicken. Wer mit diesem Instrument arbeiten möchte, kommt an einem zusätzlichen Telrad nicht vorbei. Außerdem ist das Gesichtsfeld des Suchers nicht allzu groß.

Was allerdings wirklich ein Thema ist: Man muss das Rohr, das mit 1m ja nicht gerade kurz ist, nach fast jeder Einstellung um die eigene Achse drehen, um bequem einblicken zu können. Das Lockern und wieder Fixieren der Halteschrauben ist aber nicht ganz so einfach und das Rohr rutscht dabei auch immer nach hinten (durch den schweren Hauptspiegel bedingt) und verliert damit allmählich auch das Gleichgewicht.

Eine Vorrichtung zur einfachen Drehung um die eigene Achse wäre ein Hit, da muss man auf eine andere Konstruktion von Schwalbenschwanz und Halteringen zurück greifen oder basteln. Das ist aber ein generelles Problem von Newtons auf Deutschen Montierungen.

Die meisten sind jetzt aber sicher auf die optische Performance gespannt.

Visuelle Beobachtung

8" f/5 ist lichtstark. Großflächige Objekte wie der Andromedanebel sind ein Traum. Ich beobachte vorzugsweise mit einem 21mm Pentax-Okular (das zugegebener Maßen fast so viel kostet wie das ganze Instrument), es gibt eine 48-fache Vergrößerung bei einem wahren Gesichtsfeld von 1,37°. In dieser Konfiguration ist visuell praktisch keine Koma zu bemerken.

Kleinere Objekte machen bei kurzer Brennweite auch durchaus Eindruck, wie etwa M13 in einem 7mm Pentax (143x, 0,46°). Die Schärfe kann ich angesichts sehr schlechten Seeings nicht beurteilen, sie dürfte aber passen.

Nervig: Beim Wechsel von 1,25" auf 2" ist Umschrauben des Okularadapters angesagt, also lässt man den 2" Adapter drin und verwendet ein steckbares Zwischenstück.

Fotografische Beobachtung

Zunächst nervt die Monage der Kamera. Es kann nur der T-Adapter des LXD-75 verwendet werden, mit jedem anderen Adapter für 2" oder 1,25" kommt man nicht in den Fokus. Zusätzlich muss ein Zwischenstück herausgenommen werden, das für visuelle Beobachtung erforderlich ist und dem Okularauszug seine Länge beschwert.

Der T-Adapter ist sowohl tubus- als auch kameraseitig mit einem Gewinde versehen, so dass die Kamera nicht in jeder Lage montiert werden kann. Abhilfe schaffen hier nur die drei winzigen Wurmschrauben im Canon-T-Adapter. Wenn man diese lockert, kann man die Kamera in den gewünschten Positionswinkel drehen. Eine lästige Arbeit im Dunkeln!

Das Bildfeld der Canon EOS 350D wird gut ausgeleuchtet, die Koma am Rand hält sich in Grenzen, ist aber zu sehen. Ein Komakorrektor gehört dann wohl zu den Anschaffungen, will man dieses Instrument fotografisch einsetzen. Die Lichtstärke ist gut, schon mit 20 bis 30 Sekunden Belichtungszeit bei 800 bis 1600 ISO erreicht man gute Deep Sky-Ergebnisse, wenn ...

... die Nachführung mitspielen würde. Leider erweist sich die Nachführung als wesentlich ungenauer als beim Skywatcher, was wohl nur eine Ursache haben kann: Schmutz. Wahrscheinlich ist es notwendig, die Montierung komplett zu zerlegen, das bestehende, klebrige Fett rauszuwaschen, die Getriebe zu reinigen und neu zu fetten, dann wird es wohl passen. So war ich bei diesem Test leider auf eine Belichtungszeit von nur 10 Sekunden beschränkt (zum Vergleich: Skywatcher auf der gleichen EQ-5 Montierung bis zu zwei Minuten ohne Korrektur, die Montierung kann es also im Prinzip schon). Vielleicht war aber schlicht und ergreifend ein dejustierter Polsucher die Wurzel des Übels. Den habe ich nicht überprüft.


Zur fotografischen Performance: Jupiter und Monde, verkleinertes Gesamtbild und Ausschnitt in Originalgröße.
Canon EOS 350D, 1/4s bei 1600 ISO.


Zur fotografischen Performance: Albireo, verkleinertes Gesamtbild und Ausschnitte in Originalgröße zur Verdeutlichung
der Coma. Canon EOS 350D, 10s bei 1600 ISO.


M11, 10s bei 1600 ISO. Canon EOS 350D, verkleinertes Gesamtbild.


M13, 30s bei 1600 ISO, Canon EOS 350D, verkleinertes Gesamtbild.

Vorläufiges Fazit

Schade, dass gerade dieser Teil des Tests wahrscheinlich an einer Banalität scheitert, denn die fotografische Performance wäre das wictigste Mass für dieses Instrument gewesen. So müssen wohl weitere Tests und Erfahrungsberichte abgewartet werden.

Wer nur visuell beobachten möchte, ist mit einem 10" Dobson besser beraten, denn Einstellen muss man sowohl beim Dobson als auch beim N-203 manuell - und beim Dobson ist es einfacher. Wer visuell beobachten und fotografieren möchte, für die oder den ist das N-203 aber sicher eine Überlegung wert, ausser, man möchte mindestsns vier- bis sechsmal so viel Geld ausgeben, denn dafür bekommt man dann ein Instrument, mit dem man wirklich gut fotografieren kann.