Beobachtungsnacht

Oberleiserberg, 03. 05. 2008

20080503api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:03. 05. 2008
Zeit:19:00 MEZ
Ort:Oberleiserberg
Instrument:Diverse; Astrofotos mit 12" Meade LX200; Canon EOS 360D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Grenzgröße:5.5
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Wind:kein
Temperatur:9°C
Sonstige Bedingungen:Anfang abziehende bzw. auflösende tiefe Bewölkung 2/8 abnehmend, gegen Mitternacht zeitweise tiefe bis mittelhohe Wolken 1/8 bis 6/8.
Bericht:

Zum dritten Mal innerhalb von vier Tagen kommen wir heute im Rahmen unseres ersten gemeinsamen Teleskoptreffens mit der Leiser Astro Runde hierher auf den Oberleiser Berg. Nach den Enttäuschungen der letzten beiden Nächte stehen die (Wetter)zeichen heute gut, auch wenn es am späten Nachmittag noch nicht danach aussieht. Gegen 18.30 Uhr zieht ein letzter heftiger Schauer über unseren Beobachtungsplatz, doch die Prognosen - und ein Telefonat mit Andreas Pfoser - bestätigen, das war der letzte. Klarer Himmel soll folgen.


Der letzte Schauer zieht nach Wien, wo er am Abend eintreffen wird

Auf dem Oberleiser Berg aber wird es von Minute zu Minute freundlicher. Die Wolken werden weniger, die Sonne bricht hervor, die Vögel zwitschern, eine Idylle.


Von Minute zu Minute ...


... wird es freundlicher

Doch die Idylle weicht bald dem bunten Treiben im Vorfeld eines Teleskoptreffens. Noch bei Sonnenschein treffen die ersten ein und beginnen, ihre Instrumente aufzubauen.

Letzte Restwolken bescheren uns eine malerische Abendstimmung.


Malerische Abendstimmung mit letzten Restwolken

Heute kommen viele auf den Oberleiser Berg, es ist ja unsere letzte (offizielle) Nacht im Rahmen dieses Treffens, und nach zwei Ausfällen sind viele doch schon recht hungrig aufs Beobachten.


Das ist noch lange nicht alles, der Platz wird heute voll werden

Der Sonnenuntergang ist heute besonders malerisch. Zusammenfallende Gewitterwolken am Horizont und aufsteigender Dunst in den Senken zwischen den Hügeln geben ein tolles Fotomotiv ab (wie gesagt, wir beobachten auch gerne das Wetter).


Ein besonders interessanter Sonnenuntergang

Während immer mehr Teleskope aufgebaut werden, ...

... baut Ludwig im Turm das Teleskoptreff-Café auf; es gibt auch wieder eine Spezialität, Ludwigs (namibiaerprobten) Eierlikörkuchen.


Café Ludwig ...


... mit Spezialität des Hauses

Draußen gibt es ein weiteres "Lokal" mit Tee, Kuchen und sogar Bier.


Für Verpflegung ist gesorgt

Gestärkt warten wir auf das Auftauchen von Merkur. Seine Abendsichtbarkeiten im Frühjahr, vor allem im Mai, sind ja besonders günstig, der sonnennahe Planet steht dank der Lage der Ekliptik sehr hoch. Schon ist er im Fernrohr zu sehen, bald auch im Feldstecher, dann auch mit freiem Auge.


Teleskop-Stilleben mit Merkur

Die Suche nach Merkur entwickelt sich zum Gesellschaftsspiel, alle wollen ihn sehen. Die eingestellten Fernrohre dienen als Orientierungshilfe.


Alle wollen Merkur sehen


Merkur im Fernrohr, mit deutlicher Phase


Preisfrage: Welches Fernrohr ist auf Merkur gerichtet?

Es wird langsam dunkel und je mehr Sterne sichtbar werden, desto mehr Fernrohre treten in Aktion.


Fortgeschrittene Dämmerung mit Mars in den Zwillingen (rechts) und Saturn im Löwen (links); dazwischen, über dem Turm, Praesepe.

Nächstes Objekt ist Saturn.


Ein beeindruckender Blick zu ...


... Saturn

Was beobachten wir in der Dämmerung? Saturn, helle Doppelsterne, erste offene Sternhaufen.


In stilvollem Mattschwarz: Meade RCX-400


Howdiis 18" Starsplitter Dobson


Meade SC und Leichtbau-Dobson


Tahirs Astrophyics-Refraktor

Die Nacht hat nicht die gute Durchsicht vom Mittwoch, schuld daran sind die Regenfälle vom Nachmittag, die die Atmosphäre sehr feucht gemacht haben. Taubeschlag ist eine weitere, unangenehme Folge.

Also können wir heute keine so grenzwertigen Objekte beobachten wie am Mittwoch. Kein Wetter für Palomar-Kugelhaufen. Mehr als die Klassiker (M3, M13, M57, M51, M81, M82, M65, M66, ...) geht aber allemal. So etwa eine Tour zu den exotischen Kugelsternhaufen des Frühlingshimmels: NGC 5466 im Bootes, M53, NGC 4147 und NGC 5053 (grenzwertig) im Haar der Berenike, NGC 6229 im Herkules.

Im Süden strahlt die Lichtglocke von Wien, durch den Dunst besonders hoch gestreut.


Wien, darüber Spica, Rabe, Becher

In punkto Lichtverschmutzung gibt es hier aber auch einen Ort mit Vorbildwirkung: Nodendorf. Die kleine Gemeinde am Fuss der Leiserberge verwendet Leuchten, die von oben direkt nicht zu erkennen sind. Das einzige, was man sieht, ist die beleuchtete Fahrbahn der B6 im Ortsgebiet. Vorbildlich!


In Nodendorf (Vordergrund, Mitte) erkennt man keine Straßenleuchte direkt, in den weiter entfernten Ortschaften
hingegen schon. Mit Leuchten dieser Art schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Beleuchtung benötigt bei
gleicher Lichtemission weniger Energie und schützt den Nachthimmel.

Wenn einmal alle Orte solche Leuchten einsetzen, dann wird ein Bild wie dieses in Zukunft nicht mehr möglich sein. Hoffentlich.


Noch heben sich die Teleskope vom aufgehellten Himmel ab. Der Masterplan für die öffentliche Beleuchtung in Wien
soll das in den nächsten Jahrzehnten ändern.

Gegen Mitternacht ziehen ein paar tiefere Wolken durch, doch sie stören nur kurz. Wir hatten eine weitere recht gute Beobachtungsnacht im Rahmen unseres ersten Teleskoptreffens im Weinviertel, das hiermit endgülig als erfolgreich einzustufen ist. Mit viel Wetterglück in einer sehr labilen Phase.