Venustransit

Klein-Neusiedl, 08. 06. 2004

20040608tsa07.html

Beobachter:Tahir Saban
Datum:08. 06. 2004
Zeit:07.00 bis 14.00 MESZ
Ort:Klein-Neusiedl
Instrument:AP130EDT+Pentax 75
Bedingungen:

Bericht:

Wegen den Wolken am Vortag beschloss ich mich in der Nähe des Flughafens zu positionieren. Ich war um Halbsieben nördlich von Klein-Neusiedel am Parkplatz von wo aus man zur Piste 29 wandern kann. Ich habe den Astro Physics für Weißlicht und den kleinen Pentax 75 mit dem Corornado 40mm Filter für H-alpha aufgestellt. Trotz zeitigem Erscheinen war die Warnung von Alexander am Montagabend gold richtig: "Solche Ereignisse warten nicht bis man fertig wird, sie beginnen einfach!" So wurde es doch noch hektisch bis alles lief. Ich hatte an beide Refraktoren Webcams montiert. Im Weißlicht konnte ich weder beim 1+2 Kontakt per Monitor noch beim 3+4 Kontakt im Astro Physics auch nur den geringsten Anschein des Tropfeneffekts bemerken, es war fast langweilig, so wie in einer Computersimulation. Im kleinen Refraktor mit nur 40mm Auflösung (und vielen Glassflächen) jedoch war der Effekt deutlich zu sehen.

Während der langen Transitzeit kamen einige Interessierte vorbei. Ich glaube, dass ich manche für die Astronomie begeistern konnte. Vielleicht kommen sie auch mal bei uns vorbei? Für andere dagegen bildete mein Anblick Anlass zur Erheiterung. Ich hatte die Notebook Computer zur Abschattung vom hellen Licht in Kartonschachteln gesteckt und beugte mich immer wieder mit dem in Namibia erstandenen Safarihut tief in die Boxen.

Ich schaute auch oft mit der Sonnenfinsternisbrille. Ich finde, freiäugig wirken astronomische Ereignisse ganz anders. Man kann sich das Sonnensystem so viel besser vorstellen, weil die riesige Größe, die eigentlich immer dazu gehört, nicht durch das Okular seziert wird. Ich hatte das Gefühl, dass der Venustransit für uns doch so ähnlich ist wie die Mitverfolgung einer Operation am lebenden Patienten für einen Medizinstudenten. Man sieht, dass sich das riesige komplizierte Werkl bewegt und plötzlich wurde es mir begreiflich bewusst, dass auch ich auf so einem ähnlichen, beweglichem Brocken durch das All fliege. Die Bewunderung gehört einfach dazu!

Ich war auch wegen der ISS an diesen Ort gekommen. Ich sah um 12:09 nichts bemerkte aber auf den Aufnahmen um ca. 10:09 ein Objekt das durch die Sonne zog. Allerdings war es eine H-alpha Sequenz, die noch dazu um Prominenzen abbilden zu können die Sonnenoberfläche überbelichtete. Trotzdem kann man auf einem halben Dutzend Bildern einen dunklen roten Punkt mit gleichmäßigem Abstand quer durch die Sonne eilen sehen. Leider natürlich als Satellitenaufnahme unbrauchbar. Vielleicht ein anderes Mal, ohne Venus?

Am Ende des Transits holten auch mich einige Wolkenfetzen ein (vielleicht auch nur mich?). Deshalb habe ich vom Austritt keine Aufnahmen mehr gemacht, dafür haben wir immer wieder visuell beobachtet. Nach dem 3. Kontakt konnte man auf der Venus sehr schön die erleuchtete Sichel auf der zur Sonne entgegen gesetzten Seite erkennen. Ein nettes thailändisch/österreichisches Ehepaar mit ihrem kleinen Sohn konnte ebenfalls den hellen Ring sehen.

Als Bildmaterial kann ich eine Animation im weißen Licht und ein H-alpha Komposit unterschiedlicher Qualität beisteuern.

Grüße Tahir