Totale Mondfinsternis

Wien 21, 04. 05. 2004

20040504wvo20.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:04. 05. 2004
Zeit:20.30 bis 00.45 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Freies Auge, Fernglas 16x70 auf Stativ
Bedingungen:

Bericht:

Bei dieser Mondfinsternis gab es viele Wolken; trotzdem konnte ich den Mond etwa die Hälfte der Finsterniszeit sehen. Den Eintritt des Mondes in den Erdschatten konnte ich mit freiem Auge und Fernglas verfolgen. Erst ab 20h46 MESZ tauchte der Mond aus den Wolken im Osten auf: da war er mit freiem Auge schon sehr deutlich verfinstert.

Ab der Mitte der Totalität gab es längere Wolkenlücken. Zwischen 22h15 und 22h50 beurteilte ich die Sichtbarkeit des Mondes mit freiem Auge auf der Danjon-Skala: der Mond erschien mit einem hellen gelben Rand Richtung Kernschattenrand, Richtung Kernschattenmitte war er ziemlich rötlich, am Rand sogar dunkel rötlich. Trotzdem waren die Mondmeere gut mit freiem Auge zu erkennen. Daher stufe ich die Finsternis auf der Danjon-Skala mit L = 2 ein.

Während der Totalität machte ich auch wieder Helligkeitsschätzungen des Mondes. Zu einer Lichtkurve hat es diesmal durch die vielen Wolken nicht gereicht. Zwischen 22h33 und 22h46 MESZ machte ich mehrere Helligkeitsschätzungen, indem ich einfach ohne Brille beobachtete (ich bin kurzsichtig): da sind Mond und Vergleichsobjekte (ich benutzte Jupiter und Arktur) recht unscharf und flächig. Die Schätzungen ergaben eine Helligkeit von -0,9mag plus/minus 0,3mag. Am Ende der Totalität ergaben zwischen 23h02 und 23h05 MESZ mehrere Schätzungen eine Helligkeit von -2,0mag mit derselben Unsicherheit.

Besonders schön war während der Totalität die Beobachtung mit dem Fernglas 16x70 auf Stativ: der wunderbar gefärbte Mond (heller fast weisser Rand, alle Gelb und Rottöne Richtung Kernschattenmitte) zeigte sehr viele Oberflächendetails sehr deutlich, nicht nur die Meere sondern auch viele helle Krater wie Tycho und Aristarchus. Der Mond wurde auch sehr hübsch von vier Sternen eingerahmt und der weite Doppelstern Alpha in der Waage (α Lib) stand ebenfalls im Gesichtsfeld und erinnerte mich an die Totale Mondfinsternis vom 4.Mai 1985. Auch diese Finsternis gehörte zu einer Tetrade von Totalen Mondfinsternissen 1985-86, die sich nun nach einer Sarosperiode wiederholt.

Durch die nur gelegentlichen Wolkenlücken beobachtete diesmal keine Austrittszeiten von Kratern aus dem Kernschatten. Einen einzigen Austritt konnte ich am Fernglas 16x70 messen: um 23h23m35s MESZ plus/minus 30 Sekunden trat die Mitte des Kraters Tycho aus dem Kernschatten aus. Auch Aristarchus wäre sicher zu messen gewesen, da er sehr hell aus dem Kernschatten leuchtete; während seines Austritts verdeckten aber Wolken den Mond.

Beim Austritt des Mondes aus dem Halbschatten zogen schon dünne Wolkenschleier auf. Sogar ein Nebenmond (Mondhaloerscheinung) war östlich des Mondes zu sehen! Am Anfang half die dünne Bewölkung sogar bei der Erkennbarkeit des Halbschattens: der Lichthof des Mondes sah deutlich unsymmetrisch aus!.
Hier nun meine Beobachtung der letzten Sichtbarkeit des Halbschattens mit freiem Auge:

Uhrzeit MESZSichtbarkeit des Halbschattens
0h27msichtbar
0h28,2mnoch sichtbar
0h30,1mzart angedeutet
0h31,3mzweifelhaft, nur angedeutet
0h32,5mzweifelhaft, nur angedeutet
0h34,7munsichtbar

Links:


Beobachtung der Mondfinsternis vom 8./9.Nov.2003: http://www.waa.at/bericht/2003/11/20031108-09tle/20031109wvo23.html
Beobachtung der Mondfinsternis vom 16.Mai 2003: http://www.waa.at/bericht/2003/05/20030516tle/20030516wvo02.html
Beobachtung der Mondfinsternis vom 9.Jan.2001: http://www.waa.at/bericht/2001/01/20010109wvo.html
Beschreibung zu Mondfinsternissen und der Danjon-Skala: http://www.avso.de/lehrgang/mofi.htm