Ferienspiel: Vom Mond zum Mars

Kahlenberg, 12. Juli 2003

Feuerwerk unter romantischem Sommervollmond

Bedingungen: Recht dichte Bewölkung. Wolkenlücken lassen aber immer wieder einen Blick durchs Fernrohr zu. Nahezu windstill und mild. Eine romantische Sommernacht!

Nach dem Wetterkrimi von letzter Woche sind wir heute eigentlich sehr entspannt. Die Regenschauer am Nachmittag können uns nicht aus der Ruhe bringen, zumal die Wetterprognosen von AustroControl und das sehr zuverlässige Bolam 21km-Modell von MeteoLiguria für den Abend eine Wetterbesserung voraussagen - letzteres ürigens schon seit zwei Tagen, eine sehr genaue Wetterprognose!

Durch Wolkenlöcher zu den ersten Sternen

Also bauen wir unsere Station auf. Heute ist wesentlich mehr auf der Terrasse los als vorige Woche. Kein Wunder, damals hatte es ja den ganzen Tag in Strömen geregnet. Nicht so heute. Ein warmer, zeitweise sonniger Abend empfängt uns.


Dichte Wolken liegen über Wien
und wer ganz genau hinschaut ...

... erkennt wieder zwei Schichten,
die in unterschiedliche Richtungen ziehen.

Doch wir glauben nicht an Regen und
bauen unsere Sternwarte auf, ...

... auch wenn es zunächst nur
unsere Stadt zum Beobachten gibt.

Wir sind heute bei weitem nicht allein. Wir Menschen. Die Paarungszeit der fliegenden Ameisen ist gekommen, und zu Hunderten belagern sie unsere Station und benützen sie genau zu diesem Zweck. Ansonsten sind sie harmlos. Touristen aus tropischeren Gegenden vertrauen ihnen wesentlich weniger - sie sind weniger friedliche Insekten gewöhnt - und verlassen fluchtartig den Ort. Wir gewöhnen uns daran, sie sanft zur Seite zu schieben oder wegzublasen, wenn sie im Weg sind.


Diese Spezies stellt heute Besucherrekord!

Stadt und Sterne


Es geht los!

Es geht los. Durch die Ankündigung in Wien Heute am gestrigen Freitag strömen heute viel mehr Familien auf den Kahlenberg als vorige Woche, und das Wetter ist ja viel besser. Allerdings: Auf den Mond müssen wir noch warten. Denn erstens geht er erst 10 Minuten vor Beginn unserer Veranstaltung auf, und zweitens muss er sich dann noch durch die dichten Wolken am Horizont kämpfen. Das kann dauern.


Vor dem Blick durchs Fernrohr ...

... erst einmal eine genaue Erklärung

Solange es noch hell ist und auch Wolken den Mond verdecken, erklären wir in gewohnter Weise, warum es so schwierig ist, zum Mond oder gar zum Mars zu fliegen. Und - warum man das trotzdem macht, obwohl man Mond und Mars im Fernrohr beobachten kann. Aber eben nicht genau genug. Ziemlich pünktlich mit dem Ende des Raumfahrer-Spiels brechen die Wolken wieder auf und geben den Blick auf den Himmel frei. Der Mond versteckt sich allerdings noch immer.


Dank Computersteuerung hat unser Teleskop den hellen Stern Arcturus im Sternbild Bootes gefunden.
Dieser hellste Stern, den wir derzeit am Himmel beobachten können, ist im Fernrohr auch zu sehen,
wenn es noch hell ist, ja sogar bei Tag.


Ein Blick durchs Fernrohr fasziniert jung und alt

Während die Kinder durch die Fernrohre gucken,
informieren sich die Eltern in unserem Zelt. Man will
ja auf die vielen Fragen der Kleinen vorbereitet sein!

Endlich! Der Mond kommt!

Endlich schafft auch der Mond den Weg durch die Wolken. Auch wenn es ein ziemlich Versteckspiel wird. Kaum ist er da, ist er schon wieder weg. Kaum ist er weg, ist er schon wieder da. Und so weiter. Ob sich manche Personen des öffentlichen Lebens den Mond zum Vorbild genommen haben?


Der Mond taucht über der beleuchteten Stadt aus den Wolken auf


Dramatisch: Rasch ziehen Wolken vor dem Mond vorbei

Kaum ist der Mond zu sehen, sind alle Fernrohre
auf unseren Erdtrabanten gerichtet.

Und da ist dann unser Mond. Rund, fast voll, nur am östlichen Rand erkennt man noch einige weniger Krater. Es ist für viele überraschend, dass die Beobachtung des Mondes bei Vollmond am unattraktivsten ist, man die wenigsten Details erkennt. Aber sobald wir den Grund dafür erläutern - wir sehen die Mondlandschaft besser, wenn sie Schatten wirft - ist es allen klar. Und wieder ist und eine Entmythifizierung des Vollmonds gelungen.


Nicht mystisch, aber schön: Unser Mond

Es herrscht ein reges Treiben. Von Fernrohr zu Fernrohr - wir sind wieder mit sechs Instrumenten präsent - spazieren und immer wieder neue Eindrücke sammeln, vergleichen, das macht Spass. Bei - astronomisch betrachtet - so schlechten Bedingungen so eine tolle Stimmung aufkommt, kann nur eines bedeuten: Wir dürften den Dreh, wie man Begeisterung für Astronomie weckt, herausgefunden haben!


Mond über Wien und Feuerwerk über der Alten Donau

Es ist ein wunderschöner Abend heute, und offenbar wird dies allerorts so empfunden. Nicht anders ist zu erklären, warum in allen Teilen der Stadt Feuerwerke gezündet werden. Touristen fragen uns, was denn heute los ist. Wir antworten ihnen, dass wir Wiener eben gerne gute Stimmungen ausgelassen feiern.

Und das tun wir in gewisser Weise ja auch hier. Astronomie zu vermitteln und die strahlenden Gesichter beim ersten Blick durch ein Fernrohr erleben zu dürfen, ist ein Fest! Noch lange steht unsere mobile Sternwarte unter dem fast vollen Mond, ehe die Wolken nach 23 Uhr dichtmachen und wir abbauen. Auf den Mars warten wir nicht mehr. Das zahlt sich bei diesem Wetter nicht aus.


Ein Astro-Fest: Die mobile Volkssternwarte schwebt förmlich zwischen Erde und Mond

Alexander Pikhard