Sonnenfinsternis

Wien 20., 31. 05. 2003

20030531gis05.html

Beobachter:Doris u. Gaby Istrate
e-Mail:doris.istrate@gmx.at
Datum:31. 05. 2003
Zeit:05.00 bis 06.30 MESZ
Ort:Wien 20.
Instrument:10" Dob, Canon DigCam , E10 und Mju 300
Bedingungen:

Bericht:

Um 4.30 Uhr läutete mich der Wecker aus den süßesten Träumen, nach kaum 4 Stunden Schlaf. Ich drehte mich noch einmal um und klammerte mich am Polsterzipf fest, aber als mir klar wurde, daß andere WAA-Freunde um diese Zeit bereits am Leopoldsberg bzw. auf der Bürgeralpe parat stehen, hüpfte ich schnell aus dem Bett und eilte auf die Terrasse, um den Dob aus dem Dachboden zu holen und Okulare sowie Filter griffbereit zu legen. Dann wurde noch schnell Kaffee gekocht und schon konnte die Show beginnen.

Der Blick nach Osten war nicht sehr erfreulich, eine dunkle Wand erstreckte sich über den Horizont, darüber kleine Wolken auf dem sonst makellos blauen Himmel. Na fein, ausgerechnet im Osten Wolken, das haben wir uns alle gewüscht! Von der Brigitta-Kirche kamen Glockenschläge, 5 mal, aber keine Sonne war zu sehen, nur ihr Licht beschien rosa die Kondenzstreifen der Flieger. Ich wurde unruhig; war die Terrasse im 6. Stock doch zu nieder, verdeckte die transdanubische Skyline die Sonne? Ich blickte zum Dachfirst hinauf; ob man von dem Rauchfangkehrersteg einen besseren Blick hatte? Ich versuchte es, kletterte über die Dachschräge hinauf, die Haussandalen rutschten auf den Schindeln, der lange Bademantel war mir im Weg, aber ich schaffte es ohne abzustürzen. Sehnsüchtig blickte ich nach Osten, aber es war nichts zu sehen. Was war diese dunkle Wand, nur Dunst oder wirklich Wolken? Nein, lieber Gott, bitte nicht! Aber plötzlich - juhuuuu - da tauchte ein rotes Kipferlende am dunklen Himmel auf, die Sonne war da! Schnell klettere ich wieder hinunter, peilte mit dem Dob die dunkelrote Sichel an, die immer höher stieg und größer wurde - vorerst ohne Filter.

Neben mir machte es klick-klick, Gaby versuchte die Stimmung mit der großen E 10 einzufangen. Die Sonne war blutrot, hob sich wunderschön von dem dunklen Hintergrund ab, aber plötzlich verschwand sie hinter der dunklen Wand - also doch Wolken! Jetzt begann das große Zittern; würde sie bald wieder auftauchen? Ja, sie tauchte bald wieder auf, zuerst nur die Spitzen, rot leuchtend wie die glühenden Hörner des Teufels. Die Stimmung war reichlich mystisch, ein Hauch aus der Unterwelt schien sich über den Dächern Wiens auszubreiteten, darüber das hellblaue Firmament. Wollte uns jemand zeigen, wie nah Himmel und Hölle nebeneinander liegen? Dann schob sich die ganze Sonnensichel vor, wurde immer heller, jetzt mußte der Filter aufgesetzt werden.

Obwohl mir versichert wurde, daß man durch einen Dob ohne Nachführung nicht fotografieren könne, versuchten wir unser Glück mit der kleinen 300 DigCam. Wir waren gar nicht so erfolglos, obwohl die ersten Aufnahmen durch das 21mm Pentax eher künstlerischen Charakter hatten, da man den Apparat auf dem runden Gummiwulst schlecht auflegen kann und die Glasfläche zu groß ist, sie erzeugt Reflexe. So wechselte ich auf das 20mm Plössl, und siehe da, für unseren ersten Versuch, durch einen Dobson in Rockerbox zu fotografieren, wurden die Aufnahmen gar nicht so schlecht.

Die Sonne stieg immer höher, es wurde immer heller und wärmer, ein wunderschöner Badetag kündigte sich an. Äußerst zufrieden mit dem beindruckenden Erlebnis und unseren Fotoergebnissen, werden wir uns heute Nacht der nächsten Herausforderung stellen, wenn wieder ein Jupitermond in die Finsternis eintaucht.