Sonnenfinsternis und Mars

Wien 19, "Am Himmel", 31. 05. 2003

20030531bre03.html

Beobachter:Bernhard Rems
e-Mail:rendelius@rpgdot.com
Datum:31. 05. 2003
Zeit:03.30 bis 06.00 MESZ
Ort:Wien 19, "Am Himmel"
Instrument:Celestron Celestar 8
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:schlecht (4)
Seeing:sehr gut (1)

Bericht:

Um drei Uhr morgens packe ich mein C8 ins Auto. Vergessen sind die zwei Stunden, in denen ich wie ein Rohrspatz fluchend den passenden Schraubenschlüssel zur Demontage des Tubus von der Polhöhenwiege suchte (NATÜRLICH habe ich ihn nicht gefunden, sondern mußte ihn an einer Nachttankstelle nachkaufen). Auf gehts zum Kahlenberg.

Es ist noch halbwegs finster, als wir ankommen, aber schon leidlich hell, als wir endlich den Beobachtungsplatz erreichen. Ein paar Teleskope stehen schon da, meins richte ich schnell nach Norden aus, dann versuche ich mein Glück an Mars (das erste Mal seit Jahren). Der Tubus ist noch nicht ganz ausgekühlt, aber dafür ist die Luftruhe zeitweise großartig. Die südliche Polkappe ist mit dem 18mm Ultima nicht zu übersehen, und die Albedo-Strukturen auf der restlichen Oberfläche sind mehr als beeindruckend. Auch die Phase des Planeten kommt ganz deutlich zur Geltung.

Langsam füllt sich der Platz mit Schaulustigen. Mein Celestar 8 steht gleich neben einem Genesis sdf - dem Fernrohr, das für einen Laien am meisten nach Fernrohr aussieht. Dementsprechend groß ist der Andrang dort und um meinen Standplatz. urz nach fünf verfällt alles in Begeisterung über den imposanten Sonnenaufgang - als schöben sich Beelzebubs Hörner über den Horizont. Dannach der erste Blick durchs Teleskop: die Luftruhe nach wie vor ausgezeichnet, der Mondrand klar unregelmäßig, eine schöne, ausladende Fleckengruppe und - eine Überraschung - schon im 40mm Plössl die Granulation der Sonne deutlich erkennbar.

So wie meine Schaulustigen wandere ich zwischen Genesis sdf und menem Celestar hin und her. Ein guter(!) Refraktor bleibt eben eine Klasse für sich, wenns um Details geht. Seine kleinere Öffnung macht er wett und zeigt ein beeindruckendes Sonnenbild.

Immer mehr Menschen halten ihre Digitalkamera an mein Okular und knipsen die Sonne. Man gerät ein wenig ins Erklären und Beschreiben, erzählt, was Sonnenflecken sind, wie Sonnenfinsternisse entstehen, warum diese einstmals als Gottesbeweis betrachtet wurden und vieles mehr. Die Stimmung ist entspannt, freundschaftlich.

Ein Besucher ist besonders eifrig beim Fotografieren, und das Ergebnis seiner Versuche, das er mir danach zugeschickt hat, kann sich durchaus sehen lassen. Für einfach ranhalten und abdrücken recht beachtlich.

Die Finsternis neigt sich dem Ende zu. Durch das teleskop beobachte ich den letzten Kontakt und spüre die Müdigkeit in meinen Knochen. Schnell abgebaut und das Teleskop ins Auto verfrachtet, dann ins Cafe auf ein gutes Frühstück, bevor ich mich, innerlich sehr befriedigt, in Morpheus Arme werfe...

Bilder:http://www.rendelius.com/modules.php?set_albumName=album03&id=sofi1&op=modload&name=gallery&file=index&include=view_photo.php