Planetengucken im Park

Winterferienspiel 2000/2001

 

Nach einer Pause von zwei Jahren entschlossen wir uns, wieder am Winterferienspiel der Stadt Wien teilzunehmen. Das Programm gab die Natur vor, denn die Sichtbarkeit der drei hellen Planeten Venus, Jupiter und Saturn sowie des Mondes am Abendhimmel sollten Sterngucken zum echten Erlebnis werden lassen. Und im Gegensatz zum Sommer wird es im Winter so früh dunkel, daß auch Familien mit kleineren Kindern den Sternenhimmel ausgiebig genießen können.

Wir gingen mit unserer mobilen Volkssternwarte auf Tournee und besuchten je zwei Mal den Donaupark und den Kurpark Oberlaa.

    
  
  
  
  
  
  
 Die mobile Sternwarte
 29. Dezember 2000
 30. Dezember 2000
 4. Jänner 2001
 5. Jänner 2001
 Analyse
 Zusammenfassung

Die mobile Volkssternwarte  top

Das Konzept der mobilen Volkssternwarte sieht vor, mit einer Ausstattung, die durchaus der einer modernen ortsfesten Sternwarte entspricht, praktisch überall hinkommen zu können. Dabei sollte die gesamte Ausrüstung - Fernrohr, Demonstrationsmaterial, Computer - mit möglichst wenigen Fahrzeugen transportiert werden können.

Kern der mobilen Station ist ein Partyzelt, das zusammengelegt bequem im Kofferraum eines PKW platz findet und das in wenigen Minuten zusammengebaut ist. Die nötige Stabilität bei Wind ergibt sich durch Verankerung im Boden oder auf festem Untergrund durch Verbinden mit festen Gegenständen.

So können wir auch bei nicht ganz optimalen Bedingungen ein abwechslungsreiches Programm präsentieren und haben vor allem auch einen weithin sichtbaren Blickfang.

An den Seitenwänden des Zeltes werden mittels Gummispannern Informationstafeln montiert (es handelt sich um extrem leichte Kappa-Line Tafeln), die für Vorträge und gleichzeitig als Windschutz dienen. Das Innere wird mittels einer batteriebetriebenen Energiesparlampe ausreichend beleuchtet.

Die Tafeln werden dem jeweiligen Thema angepaßt; wie in einer Galerie wandert die Gruppe von Bild zu Bild. Die Tafeln sind so gestaltet, daß die Inhalte rasch erfaßt werden können und dennoch viele "Geschichten" verbergen.

Zur Himmelsbeobachtung wird ein modernes transportables Amateurfernrohr verwendet (im Bild ein Celestron 8). Das Instrument sollte nicht unter 15cm Objektivdurchmesser haben und muß unbedingt über eine automatische Nachführung verfügen. Bei unseren Aktivitäten gelangen, je nach Wetter, Instrumente bis zu einem computergesteuerten 30cm-Spiegelteleskop zum Einsatz. Das Fernrohr wird mittels Autobatterie mit Strom versorgt.

Die Ausstattung der mobilen Sternwarte kann noch um einem portablen Computer erweitert werden, der die Funktion eines kleinen Planetariums sowie die Steuerung des Teleskops übernimmt.


29. Dezember 2000, Donaupark  top

Team des Abends: Alexander Pikhard, Vortrag; Anneliese Haika, Betreuung am Fernrohr; Silvia Bäs, Bernhard Dewath und Daniela Pikhard, Assistenten.

Um den Jahreswechsel von 2000 auf 2001 - der echten Jahrtausendwende übrigens - können wir am Abendhimmel gleich drei helle Planeten sehen: Venus im Südwesten, Jupiter und Saturn im Osten. Wir können auch verfolgen, wie der Mond an ihnen vorbeizieht und sich seine Lichtgestalt dabei ändert.

Wenn wir am 29. Dezember (links) und am 30. Dezember (rechts) zum Himmel blicken, können wir sehen, wie der Mond um die Erde wandert, denn er zieht an der hellen Venus vorbei. Wer ganz genau schaut und die Sternbilder kennt (wir haben den Steinbock eingezeichnet), kann auch sehen, daß auch die Venus langsam vor den Sternen wandert!

So verriet es unser Informationsblatt und eine Schautafel in unserem Partyzelt. Doch an diesem Tag hatte das Wetter mit uns kein Einsehen. Dichte Wolken einer herannahenden Störungsfront verhinderten jeden Blick auf die Gestirne. Da es keinen Niederschlag gab, bauten wir die Station dennoch auf. Auch Annelieses C8 kam mit, für den Fall, daß ein Wolkenloch doch den Blick auf den Mond oder den einen oder anderen Planeten freigab. Vergebens...

Trotz des Wetters hatte sich aber erfreulich viele Besucher eingefunden, und wir konnten einen interessanten Vortrag halten und einen Blick zum Donauturm anbieten.

Wenn es nicht regnet oder schneit und auch nicht zu nebelig ist, dann kann man wenigstens auf irdische Punkte mit dem Fernrohr schauen. Für Kinder auch ein Erlebnis, wenn auch kein astronomisches.

Und der Blick durch das Teleskop zur Spitze des Donauturms war eine echte Attraktion. Jede einzelne Schraube war gestochen scharf zu erkennen, und das auf eine Distanz von über 200 Metern!

Das kleinere Celestron 8 erwies sich überhaupt als sehr kindergerecht, da der Einblick sehr niedrig liegt.

Das Fernrohr ist ein 20cm Spiegelteleskop mit automatischer Nachführung, aber händischer Einstellung. Es erzeugt Vergrößerungen zwischen 50- und 300-fach; mehr ist auch bei größeren Fernrohren nicht sinnvoll.

Wenn das Wetter nicht mitspielt, müssen küstliche Sterne herhalten. Daher verfügt die mobile Sternwarte auch über ein mobiles Planetarium - auf dem Bildschirm eines tragbaren Computers!

Leider nur auf dem Bildschirm zu sehen: Die beeindruckende Konstellation an diesem Abend, Venus nahe der dünnen Sichel des zunehmenden Mondes.

Auch nur am Computer: Jupiter und Saturn im "Goldenen Tor", zwischen dem Siebengestirn und dem Regengestirn, darunter die herrlichen Sternbilder des Winterhimmels, allen voran Orion genau im Osten.

Wir haben das Computerprogramm Starry Night Professional der kanadischen Firma SiennaSoft für unsere Präsentationen gewählt, da es mit Abstand die realistischeste Darstellung des Sternenhimmels bietet.


30. Dezember 2000, Kurpark Oberlaa  top

Team des Abends: Renate Weiland, Vortrag; Alexander Pikhard, Betreuung am Fernrohr und Vortrag; Silvia Bäs, Betreuung am Fernrohr; Andreas Berthold und Daniela Pikhard, Assistenten.

Wer hätte das gedacht? Die ganze Nacht und den ganzen Vormittag hindurch Schneefall in Wien, eine leichte Schneedecke hatte sich gebildet, doch am frühen Nachmittag des 30. änderte sich das Wetter. Wir hatten diese Veränderung vorhergesehen und ganz genaue Prognosen vom Wetterdiest der AustroControl (Flugsicherung) eingeholt. Und um 14 Uhr meldete dieser Dienst in Wien noch leichten Schneefall, im westlichen Niederösterreich aber schon Sonnenschein. Gegen 14.30 Uhr klarte der Himmel auf, und wir beschlossen daher, mit der vollen Station inklusive unseres großen 30cm-Spiegelteleskops auszurücken. Es sollte sich lohnen: Nicht nur Mond, Venus, Jupiter und Saturn, sondern auch die Raumstationen ISS und MIR, ein Kosmos- und ein Iridium-Satellit sollten für eine richtige Show am Sternenhimmel sorgen.

Ein strahlend klarer Abend, nachdem es eine Nacht und einen Vormittag lang geschneit hatte. Die dünne Mondsichel und die helle Venus westlich davon waren zunächst die Hauptattraktion. Viele hielten die Venus für den Planeten Jupiter oder für die internationale Raumstation ISS - doch als diese kurz nach 17 Uhr wirklich bei Mond und Venus vorbeizog, konnten sich alle vom Unterschied überzeugen: Venus ist immer noch viel heller!

Für einige unserer Gäste war es das erste Mal, daß sie bewußt einen Planeten unseres Sonnensystems als solchen erkannten. Im Fernrohr erschien die Venus weniger spektakulär, denn außer einer schneeweißen Wolkendecke erkennt man gar nichts. Noch dazu flimmerte die Luft auf der Erde wegen des Wetter- Umschwungs ziemlich, auch das schmälerte das Vergnügen am Fernrohr.

Mond und Venus, aus der freien Hand fotografiert - das kann jeder! Am Abend zuvor - was wir leider nicht beobachten konnten - stand der Mond genau bei der Venus. So könnte man leicht, gutes Wetter vorausgesetzt, mit freiem Auge erkennen, wie der Mond um die Erde wandert; auf unseren Schautafeln haben wir das anschaulich erklärt.

Im Fernrohr erkannte man Mondberge und Krater extrem deutlich. Das große, helle Gestirn bereitete niemandem Schwierigkeiten beim Blick durch das Fernrohr - was komisch klingt, aber nicht ist: Man muß in ein Teleskop ganz gerade und aus der richtigen Distanz hineinblicken, sonst sieht man gar nichts! Gute Hilfestellung am Fernrohr ist da mehr als notwendig!

Trotz eisiger Kälte reges Treiben um das Teleskop; wegen des schönen Wetters haben wir heute unser großes 30cm-Spiegelteleskop mitgenommen. Es verfügt über eine Computersteuerung und findet selbständigt nicht nur Mond und Planeten, sondern auch weitere 14.000 Sehenswürdigkeiten am Himmel.

Das Instrument ist auch extrem stabil, was bei einem Eigengewicht von mehr als 80 kg nicht verwundert. Dennoch kann es von ein bis zwei Personen in wenigen Minuten auf- und abgebaut werden.

Kleinere Gäste benötigen die Hilfe ihrer Eltern; aber durch den großen Einblick in das Teleskop können auch Ungeübte und Brillenträger problemlos die Gestirne erkennen.

Für die nächsten Einsätze werden wir eine kleine Leiter anschaffen!

Der Beobachtungsabend verlief überaus abwechslungsreich; hier die Chronologie der Ereignisse:

17.00Es geht los; wir stellen die Gestirne mit freiem Auge vor; von Westen nach Osten Venus, Mond, Saturn und Jupiter, wobei immer mehr Fixsterne zum Vorschein kommen, vor allem im Osten, wo die wunderschönen Wintersternbilder gerade aufgehen
17.06Die Raumstation ISS zieht knapp an Venus und Mond vorbei; viele sehen sie zum ersten Mal bewußt am Himmel und sind erstaunt, wie rasch sie über den Himmel zieht (in 88 Minuten umkreist sie ja einmal unsere Erde). Sie ist deutlich schwächer als Venus oder Jupiter, aber heller als Saturn.
17.10Erstes Objekt im Fernrohr: Der Mond. Bei einer Vergrößerung von 60x kann man den ganzen Mond auf einmal bewundern und erkennt auch, daß die dunkle Seite eben nicht ganz dunkel ist, sondern matt grau schimmert: Sie wird von der Erde beleuchtet! Wir nennen dies das aschgraue Mondlicht und können es auch deutlich mit freiem Auge erkennen. Leider flimmert die Luft heute so stark, daße stärkere Vergrößerungen keinen Gewinn mehr bringen.
17.20Zweites Objekt im Fernrohr: Die Venus. Bei einer Vergrößerung von 143x fällt das Flimmern der Luft sehr unangenehm auf, man erkennt aber deutlich die Phase des Planeten, sodaß Venus wie ein viel zu klein geratener, buckeliger Mond aussieht.
17.34Die Raumstation MIR zieht im Südosten an uns vorbei. Sie ist in etwa so hell wie ISS und auch etwa gleich schnell, was nicht weiter verwundert, immerhin sind die beiden Raumschiffe etwa gleich groß und umkreisen die Erde in rund 400 km Höhe.
17.40Der helle Satellit Kosmos 1812 zieht oberhalb von Jupiter und Saturn vorbei - reger Verkehr im Weltraum!
17.45Drittes Objekt im Fernrohr: Jupiter. Wieder mit der 143-fachen Vergrößerung erkennen wir deutlich die Wolkenbänder der Sturmregionen auf dem Riesenplaneten und die vier größten seiner mittlerweile auf 18 angewachsenen Schar von Monden*.
18.00Viertes Objekt im Fernrohr: Saturn, der Ringplanet. Und wirklich, sein Ring und auch seine hellsten Monde - mittlerweile kennt man 30 - sind gut zu erkennen.
18.10Der Satellit Iridium 80 blitzt für einige Sekunden lang auf. Noch ein künstlicher Himmelskörper.

Astronomie kann also durchaus für ein spannendes Abendprogramm sorgen, auch unter freiem Himmel - wenn man die richtige Anleitung erfährt und gleich ein leistungsstarkes Fernrohr dabei ist. Leider waren die Bedingungen für die Beobachtung mit einem Fernrohr nicht ganz so optimal wie für das freie Auge, das Flimmern der unruhigen Erdatmosphäre störte schon sehr. Aber das gemeinsame Erlebnis litt darunter nicht.

* Und während dieser Bericht verfaßt wird, wird die Entdeckung von zehn weiteren Jupitermonden bekannt. Also 28... Das ist lebendige Astronomie!


4. Jänner 2001, Donaupark  top

Team des Abends: Alexander Pikhard, Vortrag; Anneliese Haika, Betreuung am Fernrohr; Silvia Bäs, Bernhard Dewath, Albert und Gabriele Richter, Assistenten.

Hoch im Osten sehen wir die beiden hellen Planeten Jupiter und Saturn. Sie stehen vor den Sternen des Stier, im „goldenen Tor“ zwischen Siebengestirn (Pleiaden) und Regengestirn (Hyaden). Anfang Jänner zieht der zunehmende Mond an ihnen vorbei, und wieder können wir sehen, wie der Mond um die Erde wandert: Links der Himmelsanblick am 4. Jänner, rechts der Anblick am 5. Jänner 2001, jeweils um 17.30 Uhr. Tief in Osten geht gerade das wunderschöne Sternbild Orion auf.

Soweit die Beschreibung aus unserem Informationsblatt, doch viel schlecher hätte das Wetter nicht mehr sein können - ohne daß wir den Termin gänzlich absagen hätten müssen. Dichter Nebel, zum Glück kein Nieselregen mehr, aber wiederum keine Chance auf einen Blick zu den Sternen.

Unser Computerplanetarium tut sich da ja leicht: So schön wäre die helle Venus heute im Südwesten zu sehen gewesen. Auffällig, daß der Mond, in der Vorwoche noch nahe dem hellen Planeten, jetzt nicht mehr in dieser Himmelsregion steht.

Leider alles nur Theorie, das Wetter spielt heute nicht mit...

Ein trostloser Anblick: Dichter Nebel, die Dächer der hohen Gebäude rund um den Donaupark verschwinden schon im Grau. Jederzeit könnte ein Windstoß eine Lücke in die Nebeldecke reißen, wir hofften bis zuletzt darauf, doch es sollte nicht sein. Sogar die Spitze des Donauturms verschwand anfangs im Nebel. Die hellen Scheinwerfer oberhalb des Restaurants tauchten die nahen Wolken in ein eigenartiges weißes Licht und von unten wirkte der Turm wie eine Rakete, die sich mit aller Kraft in den Boden stemmen möchte.

So mußten wir also wieder in unserem richtig heimeligen Partyzelt mit Hilfe unseres bewährten mobilen Computerplanetariums erklären, wie man die Planeten des Winterhimmels finden kann, wenn das Wetter einmal schön ist. Und als Draufgabe zeigten wir die totale Mondfinsternis vom 9. Jänner in einer Vorausdarstellung.

Da es nicht regnete, konnten wir zumindest das kleinere 20cm - Spiegelteleskop aufstellen und in bereits gewohnter Weise zur Spitze des Donauturms blicken, auf die der Nebel mittlerweile einen Blick gewährte. Zum Glück war es auch nicht so kalt wie letzte Woche.

Und so sieht die Spitze des Donauturms durchs Fernrohr aus: Links der Blick durch den "Sucher", er dient wie ein Zielfernrohr zum leichteren Einstellen der Objekte. Rechts der Anblick durch das eigentliche Fernrohr, und das bei schwächster Vergrößerung. Ohne das Sucherbild bestenfalls für ein Rätsel geeignet: "Was ist das?"

Die beiden Bilder wurden mit einer Digitalkamera aus der Hand fotografiert, die Kamera wurde einfach hinter den Einblick des Fernrohrs gehalten und mit automatischer Belichtung abgedrückt. Auf diese einfache Weise können auch Gäste zumindest vom Mond einen Schnappschuß nach Hause mitnehmen - vorausgesetzt, das Wetter ist gut genug.


5. Jänner 2001, Kurpark Oberlaa  top

Team des Abends: Alexander Pikhard, Vortrag; Anneliese Haika, Betreuung am Fernrohr; Silvia Bäs und Bernhard Dewath, Assistenten.

Das Wetter an diesem Tag war zunächst recht heiter; am frühen Nachmittag zogen allerdings dichte Wolken auf, und es sah ganz so aus, als ob wir uns wieder mit dem künstlichen Sternenhimmel (Bild links) begnügen müßten. Doch genau zu Beginn unserer Veranstaltung klarte es noch einmal auf und wir konnten die echten Gestirne bewundern - im rechten Bild von links nach rechts Jupiter, Saturn und Mond, das ganze wieder aus der freien Hand fotografiert.

Hier ein Blick durchs Fernrohr - wir hatten wieder ein kleineres Instrument dabei, da wir gar nicht mehr glaubten, Sterne beobachten zu können. Links der Mond durch dünne Wolken, daher etwas blaß, rechts die strahlend helle Venus - deutlich erkennt man ihre Phase! Diese Aufnahmen entstanden, indem einfach aus der freien Hand durch den Einblick des Fernrohrs mit automatischer Belichtung fotografiert wurde. Natürlich können Astronomen besser fotografieren, aber das kann jeder und so kann man leicht ein Souvenir vom Sterngucken mit nach Hause nehmen!

Durch das recht schöne Wetter untertags war der Andrang heute recht groß, und während draußen durch das Fernrohr Mond und Venus beobachtet wurden, gab es auch in unserem Partyzelt beim Vortrag ein interessiertes Gedränge - auch das half gegen die Kälte!

Reger Betrieb auch am Fernrohr! Ein Vorteil: Der Einblick in das Fernrohr kann stufenlos verstellt werden - da können alle bequem durchschauen, ob klein oder groß! Hier wird gerade der Mond bewundert, der immer besser aus den Wolken herauskam.

Wieder ein von Menschenhand geschaffenes Intermezzo am Sternenhimmel: Die Raumstation MIR zieht hoch über der staunenden Menge über den Himmel. Da vergessen viele sogar den heiß begehrten Blick durchs Fernrohr.

So wurde der vierte und letzte Tag unserer Aktion doch noch ein Erfolg. Unmittelbar nach dem Abbau unserer Station machten die Wolken wieder dicht. Glück gehört eben auch zum Sterngucken dazu!


Analyse  top

Situation am Sternenhimmel

Wenn man eine öffentliche Astronomische Station plant, muß man sich zweier Tatsachen bewußt sein: Erstens haben die meisten Besucher noch nie durch ein Fernrohr durchgeschaut und zweitens ist der Blick durch ein Fernrohr nicht so einfach; Ungeübte können nur die hellsten Gestirne gut im Fernrohr erkennen, und auch da nur die gröbsten Details. Man darf als Astronom daher nie dem Irrtum verfallen, alle sehen die Dinge so wie man selbst; es gehören mehrere Jahre Übung dazu, die feinsten Details und schwächsten Objekte im Fernrohr zu erkennen.

Daher war eine wichtige Grundlage das Vorhandensein von hellen, einfach zu beobachtenden Gestirnen. In den Winterferien 2000/2001 war die Situation sehr gut, denn neben dem Mond konnten gleich drei helle Planeten, nämlich Venus, Jupiter und Saturn gezeigt werden.

  • Der Mond muß zunächst unbedingt mit schwächster Vergrößerung gezeigt werden, damit man ihn zur Gänze sehen kann; nur so bekommen Besucher ein Gefühl für den Einblick ins Fernrohr, da ihnen die Form des Mondes durch Beobachtung mit freiem Auge bekannt ist. Hier kommt es auch zur verwirrenden Erkenntnis, daß astronomische Fernrohre die Bilder irgendwie verdrehen. Eine Sternführung, die mit der Beobachtung des Mondes beginnt, ist meist schon eine gelungene Veranstaltung.
  • Die Venus ist im Fernrohr enttäuschend. Sie wirkt sehr hell und bei ruhiger Luft kann man ihre Phase erkennen, sodaß Venus im Fernrohr stets wie ein viel zu klein geratener Mond ohne erkennbare Oberfläche erscheint. Hier kann die Scharfstellung des Fernrohrs zum Problem werden! Daher wählen wir die Einblicke ins Fernrohr stets so, daß auch Brillenträger mit Brille beobachten können.
  • Bei Jupiter sind es vor allem die - allerdings nicht immer in voller Zahl sichtbaren - vier hellen Monde, die jeder leicht sehen kann. Wiederum ein sehr dankbares Objekt. Wolkenstrukturen auf dem Planeten, so deutlich sie auch sein mögen, werden mitunter erst beim zweiten Hinschauen bewußt erkannt.
  • Auch wenn ihn viele nicht als frei schwebend erkennen: Der Ring des Saturn ist auch eine echte Attraktion und wird leicht erkannt.

Unter dieser Voraussetzung war es leicht, Planetengucken im Park als Titel für die Veranstaltung zu wählen.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine Familienveranstaltung ist, daß die Dunkelheit früh genug einsetzt. In den Winterferien geht die Sonne gegen 16 Uhr unter und um 17 Uhr ist es praktisch völlig dunkel, sodaß der Sternenhimmel ernsthaft beobachtet werden kann. In den Semesterferien ist dies nicht mehr der Fall! Die Dunkelheit setzt Mitte Februar erst gegen 18.30 Uhr ein, was für viele Familien bereits zu spät ist. Im Sommer kommt Sterngucken für Familien eigentlich überhaupt nicht in Frage, da - vor allem auch durch die Sommerzeit - die für astronomisch sinnvolle Beobachten ausreichende Dunkelheit erst gegen 23 Uhr einsetzt!

Wettersituation und Besuch

Im Gegensatz zum Winterferienspiel vor zwei Jahren, als an zwei Tagen optimale Bedingungen herrschten, war das Winterferienspiel 2000/2001 vom Wetter alles andere als begüstigt:

29. Dezemberbedeckter Himmel
30. DezemberSchneefall unter Tags, dann sehr klar
4. Jännerdichter Hochnebel
5. Jännerbedeckt, nur während der Beobachtung klar

Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, daß der Erfolg einer astronomischen Abendveranstaltung nicht nur vom Wetter während der Beobachtung, sondern in hohem Maß auch vom Wetter unter Tags abhängt, da das Publikum bereits am Vormittag oder spätestens am Nachmittag das Abendprogramm plant. Dabei wird das Wetter nicht ständig beobachtet, sondern stichprobenartig in der Früh, zu Mittags und nach Feierabend. Interessant auch, daß mit Einbruch der Dunkelheit keine Wetterbeobachtung mehr stattfindet - viele können einen dunkleren Dämmerungshimmel nicht von einem bedeckten Himmel unterscheiden, weil ja in der Stadt ohnedies nur die hellsten Gestirne zu sehen sind (man beachte auch, daß auch in den Medien mit Einbruch der Dunkelheit kein aktueller Wetterbericht die Bewölkung betreffend bekanntgegeben wird).

Aus 25 Jahren Erfahrung im astronomischen Volksbildungsbetrieb entstand eine Bewertung, die die Bedingungen untertags und am Abend berücksichtigt und die Erfolgschancen einer Veranstaltung auf einer Skala von 0 = Absage bis 9 = gelungene Veranstaltung zusammenfaßt:


Beruteilung des Erfolgs einer astronomischen Abendveranstaltung unter Berücksichtigung
des Wetters unter Tags und während der Veranstaltung. ©2000 WAA/Alexander Pikhard.

Demnach ergibt sich für das heurige Winterferienspiel die genaue Analyse wie folgt:

DatumVorfeldAbendBewertungBemerkung
29. DezemberbA1wenigstens kein Niederschlag, daher keine Absage
30. DezembereD5(1)
4. JännerbA1wenigstens kein Niederschlag, daher keine Absage
5. JännerdD6(2)

(1) Es klarte rund eine Stunde vor Beginn auf, dann Sicht sehr unruhig
(2) Es klarte erst unmittelbar zu Beginn auf, ein sehr seltener Fall!

Es ergibt sich über alle vier Termine ein Schnitt von lediglich 3,25 von möglichen (aber in unseren Breiten unwahrscheinlichen) 9,0. Der Besuch lag insgesamt bei 197, hochgerechnet auf einen Schnitt von 9,0 würde dies 545 ergeben, was dem Ergebnis von 1998/99 (ca. 450) schon recht nahe kommt. Die Station an sich hat also an Attraktivität nicht verloren.

Durchführung

Fernrohre:

Es erwies sich als sehr sinnvoll, auf jeden Fall zumindest ein kleineres Fernrohr dabei zu haben. Es kann aufgestellt werden, wenn es keinen Niederschlag gibt. Der Blick durch das Fernrohr, auch wenn es nur auf ein irdisches Ziel ist, ist für Kinder eine Attraktion.

An drei Tagen (29. 12., 4. und 5. 1.) kam daher das Celestron-8 zum Einsatz (20 cm Spiegelteleskop). Durch seine geringe Bauhöhe können auch kleine Kinder bequem in das Fernrohr schauen. Nur am 30. 12. gelangte das größere Meade LX-200 zum Einsatz (30 cm Spiegelteleskop), es entspricht in seiner optischen Leistungsfähigkeit den Instrumenten der Wiener Volkssternwarten. Sein Einblick liegt allerdings so hoch, daß wir uns entschlossen, eine kleine Leiter anzuschaffen, damit auch Kinder problemlos durchschauen können.

Zelt:

Als wichtige Innovation gegenüber früheren derartigen Veranstaltungen stellte sich die Innenbeleuchtung im Zelt heraus; damit kann das Zelt jetzt effektiv als Vortragsraum genützt werden. Sehr helles Licht ist nicht erforderlich, da die Informationstafeln durchwegs groß beschriftet sind.

Ein kleines Problem stellt nach wie vor die Verankerung des Zelts auf Asphaltböden dar; vor allem in Oberlaa war dieses Problem akut, da der große Vorplatz des Kurparks keinerlei Wiesen aufweist. Wir verankerten das Zelt an festen Gegenständen wie Blumenkisten, Wegweisern oder dem Parkzaum. Im Donaupark konnte das Zelt leicht im Boden verankert werden.

Team:

Auffallend und erfreulich, wie gut eingespielt die Teams waren; der Auf- und Abbau der Station dauerte kaum länger als 20 Minuten und während der Veranstaltung gab es erfreulicherweise keinerlei Zwischenfälle. Während drei Personen als Minimalbesetzung gilt, waren wir stets mit vier oder mehr Personen anwesend, was zur Qualität entscheidend beitrug.

Telefonkundendienst:

Auffallend war, daß es am 30. 12. so gut wie keine Anrufe gab (Wetter im Vorfeld: Schneefall). Eine Bestätigung für obige Theorie (daß am 30. dennoch viele Besucher kamen, lag am Zufall; viele nützen das Ende der Niederschläge für einen Spaziergang und kamen zufällig zu unserer Station). Ansonsten bewährte sich der Telefonkundendienst, die meisten Anrufer wollten sich natürlich über die Wettersituation informieren, einige auch über die Anfahrt.

Erkenntnisse:

Verbesserungsbedarf besteht beim Einsatz des mobilen Planetariums; der nur rund 30cm kleine Laptop-Bildschirm ist aus größerer Entfernung nicht mehr gut zu erkennen. Wir erwägen die Anschaffung eines Benzin-Aggregats, da damit die Stromversorgung von Teleskopen, Beleuchtung und Computer einfacher wird und bei trockener Witterung auch unser Videoprojektor eingesetzt werden kann - dann sind wir nicht nur mobile Sternwarte, sondern auch Freiluft-Computerplanetarium!


Zusammenfassung  top

Die Teilnahme am Winterferienspiel der Stadt Wien mit der Station Sterngucken im Park war trotz schlechter Witterungsbedingungen durchaus nicht erfolglos. Wir konnten das Konzept der mobilen Volkssternwarte nach einer längeren Pause wieder realisieren und weiterentwickeln und haben wertvolle neue Erkenntnisse gewonnen.

Wir haben aber vor allem rund 200 Wienerinnen und Wienern, darunter vielen Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, einen Kontakt zur Astronomie verschafft und gezeigt, wie einfach man sich selbst am Himmel zurechtfinden kann - wenn man weiß, wo man nachschaut oder wen man fragen muß. Damit ist zumindest für diese - in Summe kleine, für die Astronomie aber sehr große - Gruppe der Himmel über uns und unsere Stellung im Weltall ins Bewußtsein gerückt.

Es mag eine derartige Aktion für einen astronomischen Verein wie die WAA keinen unmittelbaren Nutzen haben; kaum eine Familie, die uns beim Ferienspiel besucht hat, wird spontan bei uns Mitglied werden. Aber auch unsere Zukunft liegt in den Kindern und Jugendlichen von heute. Langfristig ist das Interesse für Astronomie vielleicht doch geweckt worden, und vielleicht gibt's in ein paar Jahren ein paar Amateurastronomen mehr. Und vielleicht ist in dem einen oder der anderen jungen Besucher(in) insgeheim der Wunsch geboren worden, sich einmal der astronomische Forschung widmen zu wollen. Wer weiß ...

Aus diesem Grund überlegen wir derzeit, eine Station beim nächsten Sommerferienspiel anzumelden, wenn sich aufgrund der Situation am Taghimmel - eine Beobachtung am Abend kommt wegen der spät einsetzenden Dunkelheit nicht in Frage! - ein sinnvolles Programm zusammenstellen läßt.

Danksagung

Dank an die Stadt Wien/MA13 für die Aufnahme der Station in das Ferienspielprogramm und den Unkostenzuschuß. Dank auch an die WAA-Teams, namentlich: Anneliese Haika für Telefondienst, Transport und Betreuung am Fernrohr; Renate Weiland für Vortrag; Silvia Bäs- Fischlmair, Bernhard Dewath, Andreas Berthold, Albert und Gabriele Richter für Assistenz bei Auf- und Abbau sowie Durchführung der Veranstaltung.

Alexander Pikhard


© Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.  Impressum.